: Selbst bei den Teufeln ist nichts mehr los
■ Torlose Langeweile bei Kaiserslautern - Bremen
Kaiserslautern (taz) - Geißbock Michael aus Deidesheim, das neue Maskottchen für den 1.FC Kaiserslautern, war noch der beste Akteur auf dem Platz. „Engel sind im Himmel - Teufel auf dem Betzenberg“, stand auf einem Transparent, aber von Luzifers Freunden war gegen Werder Bremen nichts zu sehen. Publikumsliebling Sergio Allievi, auch schon mal mit dem Titel des Oberteufels dekoriert, ist in der Formkrise seines Lebens und wurde erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Ohne nennenswerte Szene.
„Vor Ehrfurcht“ seien seine Spieler „in die Erde versunken“, diagnostizierte FCK-Trainer Sepp Stabel nach dem Trauerspiel, bei dem einem die Augen weh taten. Und neben die grausige Optik trat schrille Akustik: das war im Fritz -Walter-Stadion vergangene Saison trotz akuter Abstiegsgefahr nie zu hören - ein Pfeifkonzert.
21.239 Zuschauer sahen ein lustloses Gekicke des Deutschen Meisters Werder Bremen, dem man zumindest eines attestieren konnte: Kein Spieler bewegte sich zu viel, tat auch nur einen Schritt mehr als notwendig. Das galt auch für die Auswechselspieler beim Warmlaufen. Nicht einmal der Fuchs Manni Burgsmüller durfte aufs Feld.
Kaiserslauterns Wuttke, für den der Verein viereinhalb Millionen Mark verlangt - für Geißbock Michael löhnte der FCK-Freund Ludwig Metzger bei einer Versteigerung 3.600 DM paßte sich den Bremern an. Der Rest der Mannschaft war bis auf Michael Schulz und Libero Kalle Emig ein Ausfall. Emig war der Bösewicht beim Zweitligisten SV Darmstadt 98, der beim dritten Relegationsspiel genau den entscheidenden 11 -Meter versiebte und so der Bundesliga den SW Waldhof Mannheim ein weiteres Jahr erhielt. Für die Laueter ist der 26jährige Emig (Transfersumme 650.000 DM) jedoch ein Gewinn.
Die herausragenden Szenen des Spieles sind schnell geschildert. Werders Uli Borowka startete einen bemerkenswerten Alleingang, fast über das ganze Feld. Allerdings hatte sich der eifrige Uli verlaufen. Er stand plötzlich vor dem eigenen Tor. Und Eckhard Kautschor, der pfiff, was niemand verstand, dokumentierte Sammelleidenschaft. Der Schwarzkittel pickte ein rotes(!) Feuerzeug vom Rasen auf und bellte nach FCK-Kaptain Frank Hartmann. Zu guter Letzt gab Kautschor seine Beute wieder heraus. Hätte er nur die Pfeife gleich mit abgegeben.
Karl-Heinz Riedle entwickelt sich zum foulsten Mittelstürmer der Liga und ist jederzeit für eine rote Karte gut. Er und Michael Schulz führten eine knallharte Privatfehde. Die Quittung für das Geharke: für jeden eine gelbe Karte schon in der ersten Halbzeit. Doch das Paar in Gelb ließ sich nicht von seiner Linie abbringen. Das erste unverschämte Foul ging wieder auf Riedle. Dann war der lange Schulz an der Reihe. Nur gut für die beiden, daß Schiri Kautschor irgenwann abpfeifen mußte.
Felix Kurz
KAISERSLAUTERN: Ehrmann - Emig - Friedmann, Schulz - Schupp (65. Allievi), Roos (78.Emmerling), Groh, Hartmann, Wuttke, Dooley - Kohr
BREMEN: Reck - Sauer - Bratseth, Borowka - Schaaf, Otten, Wolter, Votava, Hermann - Riedle, Neubarth
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen