: PCB in Milchproben entdeckt
■ Landwirtschaftsministerium in Stuttgart bestätigt Südwestfunk-Bericht / Über alte Siloanstriche soll das Gift in eingelagertes Futter gelangt sein / „Leicht steigende Tendenz“ soll angeblich nicht problematisch sein
Stuttgart (dpa) - In Baden-Württemberg ist das zu den gefährlichen Umweltgiften zählende PCB in Milch entdeckt worden, die von Landwirten des Bundeslandes angeliefert wurde. Dies berichtete der Südwestfunk (SWF) am Samstag. Das Stuttgarter Landwirtschaftsministerium bestätigte in derselben Sendung, daß Rückstände von Polychlorierten Biphenylen (PCB) in Milch festgestellt worden seien.
Der PCB-Gehalt ist nach diesen Angaben auf alte Silo -Anstriche zurückzuführen. Über diese Farben gelangte PCB in das eingelagerte Futter und von dort über die Kuhmilch zum Verbraucher. Nur in den Molkereien könne durch die Milchmischung die vom 1.Oktober 1988 an gültige neue Höchstmengenverordnung von 0,05 Milligramm PCB pro Liter oder Kilogramm eingehalten werden, hieß es in dem Bericht.
Ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums nannte die „leicht steigende Tendenz“ bei den PCB-Funden in der Milch „nicht problematisch“.
Die Gefährlichkeit polychlorierter Biphenyle (PCB) ist seit langem bekannt. Schon in kleinsten Dosierungen verursachen sie Mißbildungen bei Kindern, können Krebs auslösen und in das menschliche Hormonsystem eingreifen. Sie führen zu Fruchtbarkeits- und Schlafstörungen und können Konzentrations- oder Gedächtnisschwäche auslösen. PCB sind in der Natur nur schwer abbaubar und fast überall in der Umwelt in Spuren nachweisbar. Bereits 1983 wurde ihre Produktion in der BRD gestoppt. Verwendung fand das Umweltgift vor allem als Hydrauliköl in Transformatoren und eben in inzwischen nicht mehr verwendeten Lacken. PCB-Reste finden sich auch regelmäßig in gepanschten Altölen und Brennstoffen.
Bundesweite strenge Untersuchungen der Milch auf Spuren gefährlicher Polychlorierter Biphenyle (PCB) hat am Sonntag der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser (CDU) gefordert.
Die Untersuchungen von Molkereiprodukten und Fleisch, die seit Ende Mai laufen, hatte Weiser - ohne konkreten Verdacht - mit Blick auf die am 1. Oktober in Kraft tretende neue Höchstmengenverordnung angeordnet. Darin wird erstmals eine Maximalkonzentration für PCB von 0,05 Milligramm pro Kilogramm Fettmasse festgelegt. Es könne einzelne Höfe geben, bei denen diese Höchstmenge geringfügig überschritten werde, erklärte ein Sprecher des Ministeriums. Durch die Mischung in den Molkereifahrzeugen sei jedoch gewährleistet, daß der Grenzwert in keinem Fall überschritten werde.
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