Umsiedler erwünscht

■ Sozialsenator Fink sieht die Umsiedler als „Chance“ für die Stadt / Klingbeil-Gruppe baut Appartementhotel im Wedding

Im ersten Halbjahr 1988 sind mehr als 8.000 Aus- und Umsiedler aus der DDR und anderen Ostblockstaaten nach Berlin eingereist. Das sind fast soviel wie im ganzen Jahr 1987. Diese Bilanz zog gestern Sozialsenator Fink (CDU). Die Menschen, sofern sie Deutsche seien, hätten ein Recht hierherzukommen, betonte Fink.

95 Prozent der Aus- und Umsiedler wollen in Berlin bleiben. Das stelle große Anforderungen an den Berliner Wohnungsmarkt, sagte der Sozialsenator. Man habe bereits die Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften aufgefordert, verstärkt frei werdenden Wohnraum an Um- und Aussiedler zu vergeben. 3.000 Plätze für Übergangswohnraum seien im Moment in der Prüfung. 1.300 könnten bereits in den nächsten drei Monaten zur Verfügung gestellt werden.

Beispielsweise habe sich der Bezirk Wedding bereit erklärt, in der Kühnemannstraße Schnellbauhäuser aufzustellen. Dort könnten 200-250 Menschen untergebracht werden. Die Forderung der Bezirksämter nach mehr Personal für die Betreuung der Um - und Aussiedler hält Fink für gerechtfertigt.

Die vielen Zuwanderer seien für die Stadt eine „Herausforderung“, sagte Fink. Allerdings auch eine „Chance“, da hauptsächlich junge Familien kämen. Die meisten Menschen hätten einen Facharbeiterabschluß.

Klingbeil sahnt ab

Eine „Chance“ sind die Umsiedler auch für den Bauträger Klingbeil. In Abstimmung mit Bezirk und Senat will Klingbeil in dem Gebiet Badstraße / Ecke Koloniestraße ein Appartementhotel für Umsiedler und Aussiedler bauen. Außerdem sollen in dem Gebiet 100 Neubauwohnungen im Sozialen Wohnungsbau entstehen. Ursprünglich wollte Klingbeil eine reine Wohnbebauung für den Geländekomplex, scheiterte aber am Widerstand von Senat und Bezirk, da der Bebauungsplan ein Gewerbemischgebiet ausweist. Abrißanträge wurden deshalb bisher abgelehnt.

Der Senat hatte vor, im Rahmen des Gewerbeförderplanes, zunächst eine Substanzprüfung zu machen. Inzwischen ist davon keine Rede mehr. Das Appartement-hotel ist Gewerbe und somit der Bebauungsplan eingehalten. Vom Abriß sind nun etwa 60 Wohneinheiten und die Gewerbemieter betroffen.

Die Mieter wurden bislang nicht informiert. Bis Ende 1989 will der Senat das Projet realisieren. Die Gewerbetreibenden haben aber noch Mietverträge bis nächsten Sommer.

bf