piwik no script img

Protest gegen Todesstrafen

■ Hungerstreik in Kreuzberger Kirchengemeinde gegen Massenprozeß in Ankara 723 Angeklagte vor Militärgericht / 74mal Todesstrafe beantragt

Mit einem Hungerstreik protestieren seit gestern zwanzig Deutsche, Türken und Kurden in der Kreuzberger Gemeinde zum Heiligen Kreuz gegen die Fortsetzung eines Massenprozesses in der türkischen Hauptstadt Ankara. In diesem Prozeß werden - nach Angaben des Initiators des Hungerstreiks, des „Informationsbüros Türkei“, - 723 Angehörige der Befreiungsbewegung „Devrimci Yol“ angeklagt, wobei der Militärstaatsanwalt in seinem letzten Plädoyer in 74 Fällen die Todesstrafe und hohe Gefängnisstrafen forderte. Der Prozeß findet - so das Informationsbüro - trotz Aufhebung des Kriegsrechts vor einem Militärgericht statt.

Mit der Entsendung prominenter Prozeßbeobachter soll zusätzlich Druck auf die türkische Regierung ausgeübt werden. Die AL kündigte an, ihre Abgeordnete Brigitte Apel werde zusammen mit dem SPD-Abgeordneten Eckhardt Barthel schon bald in die Türkei reisen. Vom 10.August an befinde sich eine Schweizer Delegation in Ankara, danach komme eine Delegation aus Hamburg. Man wolle dort auch Kontakte zu Menschenrechts- und Frauenorganisationen knüpfen.

Vom Senat fordern die Hungerstreikenden eine öffentliche Verurteilung des Militärregimes der Türkei sowie die Entsendung einer Delegation von Prozeßbeobachtern.

Der Hungerstreik soll bis morgen dauern. Er gilt als Auftakt zu weiteren Aktionen. Parallel läuft in der Kirchengemeinde eine Ausstellung über die politischen Entwicklungen in der Türkei seit 1978, wie etwa wachsende Arbeitslosigkeit, Verelendung sowie Menschenrechtsveletzungen. Eine andere Ausstellung zeigt das vor dem Putsch selbstverwaltete Dorf Fatsa. Auch hier richte sich ein Prozeß gegen 800 Leute aus diesem Dorf.

Morgen um 17.00 Uhr findet in der Kirchengemeinde in der Nostizstraße 6/7, (1-61), eine Informationsveranstaltung statt.

dpa/E.K.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen