: Ex-Spielbank-Aufseher versetzt
Niedersächsischer Ministerialrat Roemheld nicht mehr in der Polizeiabteilung des Innenminsteriums / Innenminister Hasselmann sieht nur Verletzung der Aufsichtspflicht ■ Aus Hannover Jürgen Voges
Der 15 Jahre lang für die niedersächsische Spielbankaufsicht verantwortliche Leitende Ministerialrat im Innenministerium, Gerhard Roemheld, wird nach Ablauf seines Urlaubs nicht mehr auf seinen Posten in der Polizeiabteilung zurückkehren. Diese und eine weitere Umsetzung, die offenbar den für die Spielbankaufsicht zuständigen Sachbearbeiter Gerhard Bentin betrifft, kündigte Niedersachsens Innenminister Wilfried Hasselmann gestern in einem Interview mit Radio Luxemburg an. Bereits am Freitag war Roemheld nach einem Gespräch mit Hasselmanns Staatsekretären Dieter Haaßengier und Franz Cromme unerwartet in seinen vierwöchigen Jahresurlaub gegangen.
Nach Angaben des Innenministeriums soll der Stellvertretende Leiter der Polizeiabteilung, der bis Ende 1987 auch für die Spielbankaufsicht verantwortlich war, in diesem Gespräch allerdings alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestritten haben.
Gegen Roemheld ermittelt zur Zeit die Staatsanwaltschaft Hannover wegen Vorteilsnahme und Bestechlichkeit. Mehrere Zeugen hatten vor dem Spielbankuntersuchungsauschuß ausgesagt , der oberste Spielbankaufseher habe sich in dem 1987 Pleite gegangen hannoverschen Casino Jetons zustecken lassen.
Bei dem hannoverschen Spielbank-Chef Marian Felsenstein, der gleichzeitig Inhaber einer Textilkette war, konnten sich nach anderen Zeugenaussagen Verwandte von Roemheld kostenlos mit Wäsche versorgen. Von dem Ausgang der staatsanwaltlichen Ermittlungen, die der ansonsten für politische Strafsachen zuständige hannoversche Staatsanwalt Nicolaus Borchers führt, hatte das Innenministerium bisher eine Suspendierung Roemhelds und weitere Disziplinarmaßnahmen abhängig gemacht. Da Roemheld nicht suspendiert sondern nach der Ankündigung Hasselmanns nur versetzt werden soll geht man offenbar im Innenministerium nun davon aus, daß Staatsanwalt Borchers keine Anklage gegen Roemheld erheben wird.
In den Interview mit Radio Luxemburg warf Hasselmann Roemheld gestern lediglich vor, die Distanz zum Gegenstand seiner Aufsichtspflicht vernachläsigt zu haben. Im Spielbankausschuß war in der letzten Woche noch einmal deutlich geworden, daß Hasselmann selbst bis zuletzt Maßnahmen der Spielaufsicht gegen den hannoverschen Spielbankchef Marian Felsenstein vermeiden wollte.
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