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Lebensmüde?

■ Betr.: Berichte über das Robbensterben und anderes

betr. Berichte über das Robbensterben und anderes

Die „Experten“ sind noch ratlos über die Ursache des massenhaften Robbentods in Nord- und Ostsee - heißt es. Fieberhaft sei man auf der Suche nach dem die Katastrophe auslösenden Virus - bisher leider Fehlanzeige, so lesen wir. Aber vielleicht suchen die „Experten“ an der falschen Stelle? Wie, wenn der Tod der Robben gar nicht in erster Linie körperlich, sondern vielmehr seelisch bedingt wäre? Ist es nicht vorstellbar, daß der Gram über ihre verdreckte Wasserwelt, die verkrebste Fischnahrung, den eigenen verkrüppelten Nachwuchs, die Robben dazu veranlaßt hat, den Lebensmut zu verlieren? Wenn dem Leben nichts Positives abzugewinnen ist, erscheint der Tod als Erlösung!

Von Naturvölkern wissen wir, daß auch Menschen, ohne sich irgend einen körperlichen Schaden anzutun, durch einen bewußten Entschluß sterben können. Vielleicht erleben wir derzeit, daß dies auch unter anderen Lebewesen geschieht. Und deshalb blieben die Obduktionen der Robbenleichen ergebnislos, deshalb suchen wir vergbens nach einem Virus, einer physischen Krankheit und stehen dem Sterben in der Natur ratlos gegenüber.

Womöglich kommen wir nur an ein Ende des alles umfassenden rätelhaften Sterbens, wenn wir der von unserer aller Rücksichtslosigkeiten gequälten Natur Leidensfähigkeit und Lebensangst, also seelisches Empfinden anzuerkennen und uns danach verhalten. Davon ist die heutige „Umweltpolitik“ der Altparteien allerdings Lichtjahre entfernt. (...)

H.-J. v. Berlepsch, Mainz

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