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Apartheid-Justiz in Amsterdam

Heute beginnt Prozeß gegen mutmaßlichen Rassismus-Gegner / Anschläge auf Großhandelskette zur Last gelegt / Verteidiger: Indizien teilweise illegal / Seit April in U-Haft / Sondereinheit der Polizei aufgestellt  ■  Aus Amsterdam Geert Lovink

Amsterdam (taz) - Heute beginnt in Amsterdam der Prozeß gegen einen mutmaßlich militanten Südafrika-Gegner. Der Niederländer Rene R. ist wegen Beihilfe zu sieben Anschlägen angeklagt. Die Anschläge hatten sich zum Teil gegen Firmen gerichtet, die das südafrikanische Apartheid-Regime unterstützen. Nach Auffassung der niederländischen Justiz ist damit ein erster Schlag gegen die geheimnisvolle und erfolgreiche Aktionsgruppe RARA (Revolutionäre Anti -Rassistische Aktion) gelungen.

Rene R. wurde am 1O.April zusammen mit sieben anderen Personen bei einer lang vorbereiteten Polizeiaktion verhaftet. Dabei waren zehn private und besetzte Häuser durchsucht worden. Die Aktion fand dirket im Anschluß an die Verhaftung des Entführers des niederländischen Supermarktbesitzers Gerrit-Jan Heyn statt. Um gegen die „RARA“ vorzugehen, war eine Sondereinheit von 15O Polizisten zusammengestellt worden. Auf einer Pressekonferenz verkündete Polizeisprecher Klaas Wilting anschließend siegesgewiß: „RARA ist nicht mehr anonym.“ Vier Tage später jedoch mußten fünf der acht Verhafteten auf richterlichen Beschluß wieder freigelassen werden, zwei Tage später noch einmal zwei. Übrig blieb Rene R., der sich bis heute in U -Haft befindet.

„RARA“ bedeutet auf niederländisch auch soviel wie „dreimal darfst du raten“. Es ist eine der zahlreichen radikalen Anti -Apartheidsgruppen in den Niederlanden, die in den letzten Jahren Anschläge und Sabotage ausübten sowie Dokumente entwendeten, um die niederländische Zusammenarbeit mit dem Apartheid-Regime öffentlich zu machen. 1985 erklärte sich „RARA“ für einen Anschlag verantwortlich, bei dem eine Filiale der Großhandelskette „Makro“ in Schutt und Asche gelegt wurde. Der Eigentümer hatte in Südafrika investiert. Der Brand verursachte einen Sachschaden von 2O Millionen Mark. Anschläge auf „Makro“ wiederholten sich 1986 und 1987 und verursachten Sachschäden in Höhe von 5O Millionen Mark. Daraufhin zog der Eigentümer seine Investitionen aus Südafrika zurück.

Die Polizei führt eine Reihe von Indizien als Beweise für die Mittäterschaft Rene R. in der RARA an. Diese Indizien glaubt sein Antwalt, Pieter Bakker Schut, mit Hilfe von Experten widerlegen zu können. Aus seinem Büro verlautete gegenüber der taz, daß ein Teil der Indizien auf illegale Weise zustande gekommen seien.

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