: Großkotzigkeit stärkt Haarpracht
■ Norddeutsche SPD-Regierungschefs in Bremen: grau, schwarz und grau-meliert
Macht macht Männer munter. Während die Ministerpräsidenten von Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen am Ende ihres zweitägigen Treffens gestern gutrasiert und einig vor die Presse traten (vgl. S.2 und 4), ließen die gleichaltrigen Herren auf ihren Köpfen jedoch Haar unterschiedlichster Tönung sehen: Ganz grau Henning Voscherau, grau-meliert Björn Engholm und schwarz wie die Nacht Klaus Wedemeier. Was könnte das bedeuten?
Zum Beispiel: Ergraut das Haar umgekehrt proportional zur Verschuldung des Landesetats? Sieht also Voscherau so alt aus, weil es in Hamburg noch Geld zu vergeben gibt und ist Wedemeier frisch, weil in Bremen niemand mehr etwas verlangt? Oder ist Regierungs-Benjamin Voscherau vom langen Warten schon ganz grau geworden, während die Macht Wedemeier munter macht?
Bürgermeister Wedemeier gab sich gestern alle Mühe, eine weitere Vermutung zu stärken. „Sie haben uns ja gerade den Nordatlantik-Verkehr der Hapag Lloyd abgeworben“, hatte sich Henning Voscherau mit einem höflichen Kompliment an den Gastgeber der Dreierrunde im Bremer Rathaus gewandt. Wedemeier zögerte nicht und setzte zurück: „Dafür haben wir Euch ja den Süd-Ost-Asien-Verkehr überlassen“. Keine Frage: Großkotzigkeit stärkt Haarpracht.
Unter einem grau-melierten Kopf steckt schließlich nicht Prinzipientreue. Björn Engholm zur Daimler-MBB-Fusion, die Hamburgs und Bremens Bürgermeistern frommt: „Unser Herz klopft nicht freudig, wenn der größte Rüstungskonzern der bundesdeutschen Geschichte entsteht. Das soll aber kein Verdikt sein“.
Ob grau-meliert, ganz grau oder auch schwarz, Männerhaar bleibt Männerhaar. Damit im norddeutschen öffentlichen Dienst in Zukunft auch mal eine weibliche Locke auftaucht, wollen die Chefs ihren für Frauen zuständigen Frauen Weisung geben: Ein Frauenförder-Gesetz soll her.
AseU-Satz:!!!!
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