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Arbeitsrechtler fristlos gefeuert

■ Radio Bremen stellt die Arbeitsrechtsberatung mit Professor Wolfgang Däubler ab sofort ein / Begründung: Kein Geld / Däubler: Überlege Klage

Seit fast zehn Jahren gibt es bei Radio Bremen eine Institution: Einmal im Monat sitzt der Arbeitsrechtler Professor Wolfgang Däubler vor dem Mikrophon und erklärt AnruferInnen, ob und welche Chancen sie haben, sich gegen Entlassungen, Urlaubs-oder Lohnkürzungen zu wehren. Damit ist nun Schluß. Nach der Sendung am Mittwochmorgen, teilte Hauptabteilungsleiter Nils von Haken dem freien Mitarbeiter Däubler mit, daß die Radio Bremen-Kassen zu leer sind, um die 600 Mark Honorar, die Däubler pro Sendung erhält, noch zah

len zu können.

Das Vormittagsmagazin spart tatsächlich an allen Ecken und Enden. Pro Tag stehen lediglich noch 380 Mark pro dreistündiger Sendung für die Honorare freier Mitarbeiter zur Verfügung. Ob die Programmverantwortlchen aber gut beraten waren, die fristlose Kündigung mit Finanzschwierigkeiten zu begründen ist fraglich. Denn immerhin ist der Gekündigte Arbeitsrechtsexperte auch in eigener Sache. „Eine pauschale Mittelkürzung eines Gremiums mit Haushaltsgewalt reicht als Rechtfertigung für be

triebsbedingte Kündigung nicht aus“, sagt Däubler mit Verweis auf die Rechtssprechung des Bundesarbeitsgerichtes. „Es spricht einiges dafür, daß ich klage.“ Dagegen der Pressesprecher von Radio Bremen: „Der Gekündigte ist ein freier Mitarbeiter wie andere auch. Da muß nicht gekündigt werden.“

Angeblich überlegen die Programmverantwortlichen, die Arbeitsrechtsberatung in anderer journalistischer Form, aber weiterhin mit Däubler, im kommenden Jahr fortzusetzen, eventuell im dritten Programm.

hbk

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