Pfusch bei der Asbestsanierung

■ Bezirksamt Neukölln stoppte Asbestsanierung in der Turnhalle der Otto-Hahn-Schule / Beauftragte Firma hatte Arbeiten unsachgemäß durchgeführt

Vorläufig ausgesetzt werden die seit Juli laufenden Arbeiten zur Asbestsanierung in der Turnhal le der Neuköllner Otto-Hahn-Schule. Regelmäßige Kontrollen durch den „Überbetrieblichen Sicherheitstechnischen Dienst“ (ATD) hatten ergeben, daß die mit der Sanierung beauftragte Firma „Frühbis“ aus Edenkoben die Arbeiten unsachgemäß durchgeführt hat.

Am Freitag vergangener Woche stoppte dann die Abteilung Bauwesen des Bezirksamtes die Arbeiten. „Wir konnten nicht davon ausgehen, daß die Firma die Arbeiten ohne größere Beeinträchtigungen für Umwelt und Gesundheit durchführen würde“, erklärt Baustadtrat Wolfgang Branoner (CDU).

„Frühbis“ war nicht in der Lage, einen ausreichenden Unterdruck in der stillgelegten Turnhalle zu erreichen. Mit Aggregaten müssen Werte zwischen zehn und 20 Pascal dauerhaft erzielt werden, bevor die gesundheitsschädlichen Asbestfasern abgesaugt werden dürfen. „Grundsätzlich kann dieser Wert erreicht werden“, betont Rainer Tepasse, Leiter des ATD. „Zur Zeit sind die entsprechenden Aggregate auf dem bundesdeutschen Markt allerdings nur schwer erhältlich, da an vielen Orten mit Asbestsanierungen begonnen wurde“, schränkt Tepasse ein. Branoner kann somit auch nicht abschätzen, wann die Sanierungsarbeiten an der Turnhalle wiederaufgenommen werden können.

Tepasse, der auch der Gutachterkommission „Asbest“ bei der Senatsgesundheitsverwaltung angehörte, schließt aus, daß durch die nicht sachgemäß durchgeführten Arbeiten die Asbestkonzentration in der Außenluft nennenswert gestiegen ist. „Alle Öffnungen im Gebäude sind hermetisch abgedichtet worden“, betont er. Thomas Schwilling, wissenschaftlicher Mitarbeiter der AL-Fraktion, ist da anderer Meinung: Er vermutet, daß die Außenluft in nicht unerheblichem Maß durch emittierende Asbestfasern belastet wird. „So lange im Gebäude kein ausreichender Unterdruck hergestellt ist, gleichzeitig aber weit über 100.000 Asbestfasern pro Kubikmeter Luft im Innenraum gemessen werden, ist mit einer erhöhten Belastung auch der Außenluft zu rechnen.“

Gudrun Giese