: Senator Wronski ist spitz auf Britz
■ Wronski will die Müllverbrennungsanlage in Britz bauen / Die DDR sieht Schwierigkeiten / Neue Verfahren für Sondermüll-Recycling
Die geplante neue Müllverbrennungsanlage (MVA) für Hausmüll wird vermutlich in der Britzer Gradestraße gebaut und nicht in der DDR. Für den Senat gehe die „Tendenz“ dahin, diesen Standort zu wählen, erklärte gestern Betriebssenator Wronski (CDU). Es geht dabei um das Gelände der bisherigen BSR -Umladestation und das ehemalige Pintsch-Gelände. 600.000 Tonnen Müll sollen in der umstrittenen Anlage jährlich verbrannt werden. Während die Stadtreinigung (BSR) stets Britz bevorzugt hatte, hatte Wronski seine Wahl bislang offengehalten. Eine endgültige Entscheidung wird erst nach den Wahlen erwartet. Wronski verwies gestern auf die noch nicht abgeschlossenen Sondierungsgespräche mit der DDR.
Möglicher Hintergrund von Wronskis überraschender Aussage: die DDR-Außenhandelsfirma Intrac hat jetzt mitgeteilt, sie könne erst Ende des Jahres beantworten, ob der Bau einer großen MVA in der DDR in Frage käme. Wie es bei der Firma BC Berlin Consult gestern hieß, sieht die DDR Probleme, wenn es darum geht, Infrastruktur und Fachkräfte für die Anlage bereitzustellen. Die Firma BC führt im Senatsauftrag die Gespräche mit der DDR-Firma Intrac.
Wronski erklärte die neue „Tendenz“ gestern mit den Belastungen, die der Mülltransport in die DDR verursachen würde. Der technische Geschäftsleiter der BSR, Fischer, hatte außerdem stets angeführt, daß die Anlage in Britz von den hiesigen Behörden überwacht werden könne. Außerdem, so Fischers Argument, sei es unter BSR-Regie einfacher, die MVA technisch nachzurüsten.
Wronski und Fischer stellten gestern außerdem mehrere neue Recycling-Verfahren für Sondermüll vor. Als erste Stadt in Europa wird West-Berlin künftig getrennt gesammelte Batterien wiederaufarbeiten. Die giftigen Schwermetalle Cadmium und Quecksilber sollen in einer neuen Anlage wiedergewonnen werden. Von den etwa 700 Tonnen Batterie -Müll, die in der Stadt jährlich anfallen, sammelt die BSR zur Zeit 200 Tonnen getrennt ein. Die neue Anlage könne die Quecksilberemissionen von zwei auf eine Tonne reduzieren. Eine Schweizer Firma will die Anlage 1989 im Weddinger Technologie-Zentrum BIG fertigstellen und dann in eigener Regie betreiben. Das Quecksilber aus Leuchtstoffröhren, aus Zahnamalgam und Thermometern kann die BSR demnächst zurückgewinnen. Im November beginnt die Stadtreinigung außerdem mit der bereits angekündigten Rückgewinnung von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) und Kompressorenöl aus gebrauchten Kühlgeräten.
hmt
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen