: Christliche Ausgrenzung
■ Hessens CDU gegen Integration von Behinderten
Der hessische CDU-Kultusminister Christean Wagner erschrak gestern öffentlich-heftig: Rund 300 geistig- und körperlich behinderte Kinder, die derzeit noch in integrativen Kindergärten des Landes be- und gehütet werden, drängten in den nächsten Jahren in das öffentlich-rechte Schulsystem Hessens hinein und bedrohten die Ausbildung von 801.000 „normalen“ SchülerInnen. Diese behinderten Kinder wollen vielleicht sogar ins Gymnasium gehen - welch erschröcklicher Gedanke für einen Kultusminister, der sich die Eliteförderung auf die bildungspolitischen Fahnen geschrieben hat.
Und damit dieser Damm nicht bricht, sortiert der Christdemokrat diese Kinder aus und predigt das Hohelied der Sonderschulen, die letztendlich nichts anderes sind als Folgeeinrichtungen der Bewahrungsanstalten und beschützenden Werkstätten der Vergangenheit. Den ausgegrenzten Menschen muß dieses Hohelied wie Hohn in den Ohren klingen, denn mit der Sonderschule ist der weitere Lebensweg auf der Schattenseite der Gesellschaft vorgezeichnet.
Der christdemokratische Minister betreibt eine „christliche Ausgrenzungspolitik“, denn er hat - nach seiner Auffassung zum „Wohle der Kinder“ entschieden, die in einer „normalen“ Schule isoliert und „dauerhaft überfordert“ gewesen wären. Damit hat er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die Elitekinder können sich „hemmungslos“ vorwärtsentwickeln. Und die Behinderten sind aus dem Blickfeld einer am Menschenbild der McDonalds-Werbung orientierten deutschen Öffentlichkeit verschwunden.
Klaus-Peter Klingelschmitt
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