KOMMENTAR: Nur 30 Nazi-Opfer
■ Bremer Senat beschließt die billigste Lösung
Das ist das sozialdemokratische Bremen seinem Selbst-Bild schuldig: Nach Berlin und Hamburg schafft es sich eine mehr als überfällige Landesregelung für die „vergessenen“ NS –Opfer. Im zynischen Wortsinn haben alle, die schon einmal Almosen bekamen und also nicht ganz ganz 'vergessen' waren, gar nichts erwarten.
Leisten will sich das arme Bundesland 1988 eine Regelung, die es gerade noch für bezahlbar hält. Die Vergabekriterien lauten so, daß von denen, die die lange Diskussion überhaupt noch überlebt haben, nur ein paar Handvoll in den späten Genuß einer „Wiedergutmachung“ kommen. Die Opfer benutzen lieber das Wort „Schadenersatz“.
Das jahrelange Warten auf Bundesregelungen und nun der bedauernde Hinweis auf die Ungerechtigkeiten der Bonner Christdemokraten ist so billig wie fadenscheinig. Auch solange in Bonn sozialdemokratisch regiert wurde, gab es keine großzügige und unbürokratische Regelung in Sicht. Die Nazi-Opfer, für die die billige Bremer Lösung auch heute noch keinen Pfennig übrig hat, kriegen einen Gedenkstein.
Susanne Paas
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen