Schampionat mit Schappi

■ Am Wochenende stellen sich die weltbesten 1.500 Schäferhunde einer Zuchtschau im Weser-Stadion / Zuschauerkulisse psychisch belastend / Alle Hotels ausgebucht

Alle Hotelzimmer und Bettvorleger in Bremen und umzu sind für das kommende Wochenende ausgebucht. Tausende Schäferhunde und HalterInnen aus aller Welt haben sich zum Weltchampionat angemeldet. Weder japanische Hundestaffel -Führer und US-Werkschützer noch australische Farmer wollen das Ereignis im Weser-Stadion versäumen. Und kein Bremer Hotelier hat die Herrchen und Frauchen bisher abgewiesen, ist doch ihr Deutscher Schäferhund für seine gute Erziehung bekannt.

1.500 Deutsche Schäferhunde aus allen Kontinenten treten ab Freitag zum Weltchampionat an. Die meisten Titelaussichten haben noch immer die Hündinnen und Rüden aus bundesdeutschen Zwingern mit Namen wie „Eiko vom Kirschental“ oder „Jambo vom Wildsteigerland“. Denn in

keinem Land der Welt ist der Rassestandard des Deutschen Schäferhundes so hoch wie in dem geteilten deutschen Mutterland. Bundesdeutsche Schäferhund-Züchter haben den größten „Rassehundezuchtverein“ der Welt aufgebaut. Die ebenfalls traditionsreichen Halter und Zwingerbetreiber aus der DDR allerdings bekommen keine Reiseerlaubnis zu den zahlreichen Meisterschaften, die ihre Brüder aus dem Westen regelmäßig ausrichten.

Der Deutsche Schäferhund hat sich seit der Vereinsgründung anno 1899 zum weltweit beliebtesten „Gebrauchshund“ gemausert. Immer mehr US-amerikanische Infanteristen, italienische Rausgiftfahnder und pakistanische Polizeioffiziere wollen das deutsche Exportprodukt an die Kette legen. Doch pakistanische, us-amerikanische oder jugosla

wische Züchter können mit den ost-und west-deutschen Zuchterfolgen nicht Schritt halten. Sie nutzen die Großveranstaltungen in der Bundesrepublik, um den Anschluß an den deutschen Standard bei „Deckrüden“ und „Zuchthündinnen“ zu finden. „Das Mutterland der Rasse setzt die Maßstäbe“, stellte gestern der Pressesprecher des „Vereins für Deutsche Schäferhunde“ klar. Funktionäre seines Verbandes verhehlten auf der gestrigen Pressekonferenz jedoch nicht ihre Ängste vor der japanischen Züchterkonkurrenz, die die Leistungsschauen in der BRD vor allem dazu nutze, deutsche Zuchtexemplare von allen Seiten zu fotografieren. „Wir wollen denen aber nicht den Vorwurf des Plagiats unterstellen.“

Bei dem Weltchampionat am Wochenende sollen die Tiere ihr

„einwandfreies Wesen“ zeigen. Sie müssen Gebiß und Körperbau in einer „Standprobe“ mustern lassen, „plötzliche Mut- und Kampfproben“ bestehen und auf Befehl in konditionsstarken „flotten Trab“ fallen. Prämiert wird die „Unbefangenheit„; der Standard-Schäferhund ist, so der Pressesprecher, „nicht aggressiv und nicht neurotisch“: „Die Zuschauerkulisse von 40.000 im Stadion ist eine starke psychische Belastung für den Hund. Wer das verkraftet, gehört zur Creme de la Creme.“

Rund um das Stadion wollen Sponsoren Futter und Halsbänder feilbieten. Eingeplant sind zudem „Leute mit Eimer und Schippe“, denn „passier'n“ kann's auch beim best erzogensten Deutschen Schäferhund - wie die Verbandsfunktionäre gestern nicht verhehlten.

B.D.