: Guter Stern und bremische Wissenschaft (II)
■ Von Stiftungsprofessuren, Fördervereinen, Gremien und Lehraufträgen: Mitarbeiter von Daimler-Benz im und neben dem Hochschulbetrieb / Die erste Honorarprofessur der Maschinenbauer soll an einen Leitenden aus dem Bremer Werk gehen
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„Für die Stiftungsprofessur ist null Pfennig von Daimler gekommen“, sagt Dieter Berghöfer, Chef der Arzneimittelfabrik „roha“ und Inhaber eines Ehrenamtes mit langem Namen: Berghöfer ist Vorsitzender des Landeskuratoriums Bremen des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, mit dem Unternehmer die Wissenschaften fördern. Für die nächsten fünf Jahre finanziert der Stifterverband dem Uni
Fachbereich Produktionstechnik einen Lehrstuhl für Abwasserwirtschaft, für den das Berufungsverfahren gerade läuft.
Wolfgang Schreck, im Stifterverband der Stellvertreter von Berghöfer und im Hauptberuf kaufmännischer Leiter des Daimler-Werks in Bremen, hatte die Initiative ergriffen und bei der Geldbeschaffung „schwer mitgeholfen“ (Berghöfer). Die Handelskammer veröffentlichte einen Spenden-Aufruf an die bremischen Firmen, und die Schreck-Initiative war so erfolgreich, daß weit mehr als die benötigten rund 150.000 Mark zusammenkamen.
Uni-Rektor Timm darf jetzt darüber nachdenken, in welchem Gebiet der nächste Stiftungsprofessor arbeiten soll. Denn der Verband hat dem Rektor bereits „signalisiert“ (Berghöfer), daß auch eine zweite Professur finanziert werden könne. Kommt bis zum Jahresende ein konkreter Vorschlag der Uni, soll unmittelbar darauf eine neue Spendenaktion starten.
Auch an anderer Stelle betätigen sich Daimler-Mitarbeiter als
Förderer der Wissenschaft, etwa der Produktionsleiter des Daimler-Werkes, Lenz, zugleich stellvertretender Vorsitzender der „Gesellschaft der Freunde der technischen Fachbereiche der Hochschule Bremen“. Eine nicht gerade billige Spende findet sich etwa im Energetik-Labor der Maschinenbauer: Einige der dort aufgebauten Versuchsstände sind mit Motoren ausgestattet, die den „guten Stern auf Deutschlands Straßen“ tragen.
Zum persönlichen - wenn auch kurzfristigeren - Engagement gehört es auch, wenn Daim
ler-Werksangehörige etwa als ReferentInnen für wissenschaftliche Symposien geladen werden oder schlicht einen Fachvortrag vor studentischem oder professoralem Publikum halten.
Lehraufträge
Die personellen Verbindungen zwischen dem Werk und dem Wissenschaftsbetrieb in Bremen gehen allerdings über solche Tätigkeiten hinaus. Lehraufträge für Daimler-Leitende haben am Fachbereich Maschinenbau der Hochschule schon Tradition. Für
das kommenden Wintersemester hat der Chef des Abgaszentrums im Werk Bremen, Dr. Riekeit, einen Lehrauftrag über Abgasprobleme bei Verbrennungsmotoren erhalten; ein weiterer Auftrag soll an einen Arbeitswissenschaftler gehen, der den angehenden FertigungsingenieurInnen
die Betriebsorganisation und Planungsmethodik im Daimler -Werk vermitteln wird. Um das Lehrangebot weiter zu aktualisieren, würde Professor Karl Potthast am liebsten noch mehr Lehraufträge an Daimler-Mitarbeiter vergeben. Für das Wintersemester muß der Sprecher des Fachbereichs Maschinenbau jedoch derzeit an anderer Stelle personelle Lücken stopfen.
Die Honorarprofessur
Eine Ehrenwürde wird allerdings bereits konkret geplant. Wo sich Konzernleitung, Senat und Uni mit dem Ehrendoktor für Werner Niefer schon so in die Nesseln gesetzt haben, soll die erste von insgesamt drei geplanten Honorarprofessuren des Fachbereichs Maschinenbau an einen ausgewiesenen Experten aus der Führungsetage des Werks in Hemelingen gehen - vorausgesetzt, alle zuständigen Stellen an der Hochschule stimmen zu. Potthast unterstreicht: „Der Fachbereich würde es sehr begrüßen, wenn ein Herr von Daimler-Benz Honorarprofessor würde.“
Dem Leiter des Büros für Wis
senschaftstransfer an der Uni, Roland Vogt, sind Lehraufträge für Daimler-Beschäftigte an der Uni nicht bekannt - Ende '87 wurde eine entsprechende Umfrage an der Uni gemacht. Zur „Mitwirkung in forschungsnahen Gremien“ meldete das Transfer-Büro gleichfalls Fehlanzeige - auch im Beirat zum Renommierprojekt „Humanisierung der Arbeitswelt“ sind die Autobauer nicht vertreten. Allerdings sind Daimler -Wissenschaftler, wie ihre Fachkollegen aus anderen Industriebetrieben auch, etwa in den Fachausschüssen der „Arbeitsgemeinschaft Wärmebehandlung und Werkstoff-Technik“ (AWT) tätig. Die AWT, an der eine ganze Reihe großer bundesdeutscher Industriebetriebe beteiligt sind, ist neben dem Senat die Trägerin des „Instituts für Werkstofftechnik“ (IWT) in Lesum, das wiederum an Daimler-Aufträgen arbeitet. Und zu den „forschungsnahen Gremien“ mögen mit etwas gutem Willen auch Normenausschüsse oder HighTech-Arbeitskreise gehören, in denen Spezialisten aus dem Werk mitarbeiten.
mc
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