: Studie: EG verbraucherfeindlich
Brüssel (AP) - Die kostspielige, vor mehr als 30 Jahren ins Leben gerufene gemeinsame EG-Agrarpolitik haben überwiegend die Verbraucher auszubaden. Zu diesem Schluß kommt eine umfangreiche Studie des britischen Verbraucherrats, die am Donnerstag in Brüssel veröffentlicht wurde. „Die gemeinsame Agrarpolitik hat ihre Ziele, wie sie in den Römischen Verträgen niedergelegt sind, nicht erreicht“, heißt es knapp, aber deutlich in der Studie. So wie die Politik jetzt betrieben werde, sei sie für den Verbraucher ebenso kostspielig wie für den Steuerzahler. Über höhere Ladenpreise und höhere Steuern zahlten beide die Zeche. Die Gesamtkosten der gemeinsamen Agrarpolitik der Zehnergemeinschaft (ohne Spanien und Portugal, die erst 1986 beitraten) schätzen die Experten auf mehr als 160 Milliarden Mark, also mehr als 600 Mark für jeden EG-Bürger. Darin eingeschlossen sind neben den Agrarausgaben der EG auch die jeweiligen nationalen Aufwendungen.
Die Erzeuger, also die Landwirte, profitieren von dieser Summe jedoch nur mit 80 bis 100Milliarden Mark. Es entstehe also der Gemeinschaft „ein Netto-Verlust von etwa 60 Milliarden Mark“. Daraus folgert der britische Verbraucherrat: „Jeder Hundertmarkschein, den die Erzeuger gewinnen, kostet den Verbraucher 160 Mark.“
Ferner kritisieren die britischen Marktbeobachter, daß die hohen Stützungspreise in der EG zu enormen Zunahmen in den landwirtschaftlichen Produktionsmengen und in der Produktivität geführt hätten. Diese Aufblähung habe die weit dahinter zurückbleibende Nachfrage überhaupt nicht berücksichtigt. Diese kostspieligen Preis- und Marktmechanismen hätten wiederum zu aufwendigen Intensivmethoden in der Landwirtschaft geführt, „und zwar auf Kosten von Arbeitsplätzen, der Umwelt und der Qualität der Nahrungsmittel“.
Die gemeinsame Agrarpolitik sei auch nicht besonders erfolgreich gewesen, wo es um die Verbesserung der Einkommen der in der Landwirtschaft Beschäftigten gegangen sei. Zudem verdienten die großen spezialisierten Agrarfabriken unverändert weit mehr als die herkömmlichen bäuerlichen Familienbetriebe.
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