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Gefährliche Fracht

■ Panzergranaten lose auf privatem Kleinlaster transportiert

Münster/Düsseldorf (taz) Die Beamten der Autobahnpolizei bekamen es mit der Angst zu tun: Sechs Kisten mit fabrikneuen Panzergranaten standen auf der Ladefläche des Kleintransporters. Kein Gurt sicherte die explosive Fracht, die nach Auskunft des Regierugspräsidenten in Münster „herumrutschen“ konnte. Der Feuerlöscher war kaputt, die vorgeschriebenen Hinweistafeln fehlten, lediglich die Frachtpapiere stimmten. Ziel der Ladung: eine Bundeswehrkaserne.

Was am vergangenen Mittwoch bei einer Routinekontrolle auf der Autobahn43 bei Dülmen auffiel, ist üblich. Private Spediteure bringen Granaten und andere schwere Munition von den Herstellern in die Budeswehrkasernen. Erst am Kasernentor übernehmen Soldaten die Aufsicht über die gefährliche Fracht. Fregattenkapitän Peter Monte, Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums, hält solche Transporte für ganz normal. Am Samstag mittag bestätigte er auf Anfrage: „Weil den Streitkräften per Gesetz die wirtschaftliche Betätigung untersagt ist, darf die Bundeswehr auch keine Munition zwischen Hersteller ud Kaserne transportieren.“ Das erledigen private Spediteure. Wie der Zufall nun in Münster aufdeckte, stellt die Bundeswehr noch nicht einmal ein Begleitfahrzeug zur Verfügung. Nur Munitionstransporte zwischen Kasernen erledigen die Streitkräfte in eigener Regie - und unter erheblichen Sicherheitsauflagen.

Der auf der A43 gestoppte Kleinlaster durfte nicht weiterfahren. Fahrer und Spediteur müssen mit Bußgeld oder Strafanzeige rechnen.

pbd

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