Ewige Geistigkeit-betr.: "Abtreibung und Embryonenschutz", taz vom 27.8.88

Betr.: „Abtreibung und Embryonenschutz“,

taz vom 27.8.88

Renate Sadrozinskis Beitrag beinhaltet inkonsequentes Denken. Sie spricht davon, daß die Frau durch ihre Schwangerschaft „den neuen Menschen schafft“. Schwangerschaft heißt nach ihr, „einen anderen im eigenen Leibe herstellen“. Hier ist genau die Hybris formuliert, die sie als männlich charakterisiert und die sie zurecht als „alles machen“ kennzeichnet.

Wenn die Frau das Kind „herstellt“ und nicht mehr empfängt, sehe ich nicht ein, aus welchem Grund sie gegen Gen- und Reproduktionstechnologie sein kann. Das materialistische Menschenbild, wonach der Mensch Produkt von Faktoren ist, die nicht in ihm liegen, bietet keine Gegenkraft gegen besagte Technologien. Erst wenn wir uns zu der Anschauung durchringen, daß das Wesen des Menschen ewige Geistigkeit ist und sich durch die Empfängnis eine Hülle zur Verkörperung sucht, kann die nötige Ehrfurcht, die jede Art von Manipulation dieses Lebens ausschließt, entstehen.

Ansgar Liebhart, Stuttgart 50