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45 Grad im Schatten: Kartoffeln / Theater in NRW / Museumsdorf Cloppenburg / Carl Spitzweg / Michael Jackson

„Die Kartoffel: ein Irrtum. Aardappel ist das holländische Wort für Erdapfel. So wurde die Kartoffel seit dem 17. Jahrhundert auch bei uns genannt. Auch die Franzosen sprechen immer noch von Pommes de terre, Erdäpfeln. Die Österreicher haben bis heute Erdäpfelkoch, Erdäpfelsterz oder Erdäpfelschmarren. „Kartoffel“ heißt die Kartoffel, weil ihre Knollen den Trüffelpilzen glichen und daher von den Italienern „tartufolo“ genannt wurden. Daraus ist im 18. Jahrhundert der heute im Hochdeutschen übliche Ausdruck Kartoffel entstanden, während die Italiener heute von „patata“ reden, und das kommt über Spanisch aus der Sprache der Inkas. Nur im Deutschen ist die Verwechslung mit dem Trüffel nie berichtigt worden.“ Diese Berichtigung entnehmen wir den Aardappel News, den vom Niederländischen Kartoffelinstitut in Den Haag herausgegebenen „Berichten aus dem Kartoffelland“. Weiter ist in diesen Berichten zu erfahren, daß die Kartoffel den Menschen „integrierter“ sättigt als alle anderen Nahrungsmittel und keineswegs dumm macht und daß die Kartoffel schutzbedürftig ist wie der Mensch: „Über den weiten grünen Flächen des Kartoffellands schwirren kleine breitflügelige Flugzeuge. Aus den Düsen unter ihren Tragflächen faucht ein schimmeltötender Nebel. Naturschützer sehen so etwas nicht gern. Mit Recht. Doch die Geschichte lehrt, was geschieht, wenn der Mensch der Natur schutzlos ausgeliefert ist. Dann drohen biologische Katastrophen, an denen der Homo sapiens völlig schuldlos ist. Die Gefahr für Grün kommt aus der mikroskopischen Unterwelt von 20.000 parasitären Schimmelpilzen. Einer von ihnen, Phytophthora infestans, ist ein rasanter Kartoffelkiller.“ Darum ist die Kartoffel schutzbedürftig wie der Mensch.

Das Theater in NRW hingegen ist schutzbedürftig wie das Wattenmeer. „Jaja“, sagt Heym in einem „Theater Heute„ -Streitgespräch, „sehen Sie in mir ruhig eine Nordseerobbe“. In NRW sterben die Theater! „Aber wer hat das denn auf den Spielplan gesetzt?“ fragt Bochums Intendant Steckel. Schwier (Kultusminister in NRW): „Hab ich es auf den Spielplan gesetzt?“ Heyme: „Gelsenkirchen hat es auf den Spielplan gesetzt.“ Schwier: „Aber ich doch nicht.“

Auch eine Studie des Museumsdorfes Cloppenburg erbringt überraschende Ergebnisse: Nicht des Sachsenherzogs Widukinds Schlachtenroß und auch nicht die Pferde des Germanengottes Wotan thronen auf den Dachfirsten niederdeutscher Bauernhäuser. Die gekreuzten Pferdeköpfe, die die Giebel von Bauernhäusern schmücken, sind reine handwerkliche Zufallsprodukte. Dies ist das Fazit einer wissenschaftlichen Studioe über eine Besonderheit ländlicher Architekturgeschichte. Deren Verfasser, die Kunsthistoriker Prof. Dr. Helmut Ottenjann und Dr. Hermann Kaiser hatten Zweifel an der bisherigen Auffassung, die pferdekreuzigen Giebel hätten einen symbolträchtigen, in der Mythologie der Germanen begründeten Charakter. Die Giebelkreuze seien überhaupt erst im 17. Jahhundert aufgekommen. Schuld daran seien der schiere Mutwille der Handwerker und die Geltungssucht neureicher Bauern. Prof. Dr. Ottenjann nach Abschluß seiner umfassenden Studie: „So thronen da oben auf den Dächern nicht die Pferde des alten Germanengotts und auch nicht das Roß des sagenumwobenen Sachsenherzogs, sondern die im 17. und den folgenden Jahrhunderten gebräuchlichen Identitätskennzeichen und Statussymbole einer nach Ansehen heischenden Bauernschaft.“

Baubeginn der von Fran?ois Mitterand dekretierten „größten und modernsten Bibliothek der Welt“ soll im Jahre 1991 in Paris sein. Die Bibliothek soll nach Mitterands Vorstellungen voll informatisiert werden und ein „unvergleichliches Arbeitsinstrument in allen Wissensbereichen“ bilden, an das alle Universtitäten Europas angeschlosssen werden können.

Das Spitzweg-Werk Der Blumenfreund, das 50 Jahre lang für verschollen gehalten wurde, wird am Mittwoch erstmals wieder der Öffentlichkeit vorgestellt. Unter dem Titel „Arbeiten von Carl Spitzweg“, sind in der Baden-Württembergischen Bank Stuttgart außerdem vier Gemälde und sieben Zeichnungen des 1885 gestorbenen Genremalers zu sehen.

Mehr als 300 Ohnmachten ergab eine Bilanz von Michael Jacksons Konzert in Hannover. Die Berliner und Berlinerinnen hatten es seinerzeit nur auf 284 „Ohnmachten aus Liebe“ gerbracht.

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