: Rennen gegen die Zeit
„Sport Aid“ bringt die Welt zum Laufen ■ PRESS-SCHLAG
Bob Geldofs Projekt „Band Aid“ aus dem Jahre 1985 hat zwar keinen Stein ins Rollen, aber dafür jede Menge Beine zum Laufen gebracht. Die legitime und etwas aktivistischere Nachfolgeorganisation von „Band Aid“ ist „Sport Aid“, ein Apparat, der mittlerweile gigantische Ausmaße erreicht hat. Geldschwere Sponsoren unterstützen - selbstlos wie immer das „Hilfsprojekt für notleidende Kinder“, zwei rund 20jährige Computergeniusse aus England haben ein passendes Video-Spiel entwickelt, namhafte Sportler wie Martina Navratilova, Gabriela Sabatini, Claudia Kohde-Kilsch, Said Aouita, Edwin Moses, Carl Lewis, Künstler wie Placido Domingo, die „Eurythmics“ oder Sting werben für „Sport Aid“ unter dem Motto „Change the World“. Die Rockgruppe Status Quo dichtete zugunsten der Aktion sogar ihren alten Hit „Rockin allover the World“ um in „Runnin allover the world“ und genau das soll am 11.September auch passieren.
In 127 Ländern werden rund 50 Millionen Menschen an den „Races against Time“ teilnehmen. Um 15 Uhr Weltzeit geht es in New York mit einem Kinderlauf über die First Avenue zum UN-Gebäude los. Dort wird der sudanesische Läufer Omar Khalifa eine Flamme entzünden und damit das Startsiganal für Läufe in allen Teilen der Welt geben: eine Million Menschen werden durch Rio eilen, in China sollen es gar 30 Millionen sein, 1.000 Läufer tummeln sich in Havanna, beim zentralen Rennen der Bundesrepublik, das in Berlin 7,5 Kilometer rund um die Siegessäule führt, werden 5.000 Teilnehmer erwartet, in Gibraltar geht es um den Affenfelsen herum, in Kuala Lumpur - dort ist es dann ein Uhr nachts - werden erstmals die Straßen für eine Laufveranstaltung gesperrt, in La Paz geht es am höchsten hinaus und selbst auf der kleinen Pazifik-Insel Pitcairn werden sämtliche 57 Einwohner, Nachfahren der Meuterer von der Bounty, auf den Beinen sein.
Jeder Teilnehmer erhält eine persönliche „Weltstartnummer“ und zahlt fünf Mark Startgeld. Der Erlös soll Hilfsprojekten von Unicef und dem Deutschen Roten Kreuz zugute kommen, unter anderem dem Projekt „Wasser für Ghana“, das Dörfer mittels Pumpen, das Stück zu 500 Mark, mit sauberem Trinkwasser versorgen soll, der Rot-Kreuz-Aktion „Gesund mit Grips“ und der Herausgabe eines Lehrbuches für den Sportunterricht in Lateinamerika. Bei der ersten „Sport Aid“ -Initiative kamen 1986 runde 70 Millionen Mark zusammen, was ziemlich genau einem Prozent des nicht allzu üppigen Entwicklungshilfe-Etats der Bundesrepublik entspricht - der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein also. Aber immerhin.
Der Papst übrigens, der am 11. September in Harare weilen wird, läuft nicht. Er segnet nur. Es sei ihm gegönnt. Hauptsache, er zahlt seine fünf Mark.
Matti
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