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Millionen für Böhmisches Dorf

■ Die Siedlung in Neukölln soll in seiner historischen Gestalt wiederhergestellt werden / Beratender Beirat soll die Arbeiten begleiten / Betroffenenvertretung begrüßt die Maßnahmen

Den Umbau des „Böhmischen Dorfes“ an der Neuköllner Richardstraße stellte gestern der Neuköllner Baustadtrat Branoner (CDU) vor. Das 1737 von evangelischen Böhmen aus der Tschechoslowakei gegründete Dorf soll in seiner historischen Gestalt, so weit noch vorhanden, bewahrt oder wiederhergestellt werden. Zirka 50 Millionen Mark aus Städtebauförderung und WBK-Mitteln, wie aus dem Etat für Denkmalschutz, sollen in Baumaßnahmen zur Stadtbildpflege, zum Straßenum- und -rückbau nach historischem Vorbild, zur Modernisierung der Häuser und in die Begrünung gesteckt werden. So werden zum Beispiel zwei historische Scheunen auf einem Grundstück der Klingbeil-Gruppe für 3,4 Millionen Mark in sieben Wohnungen umgebaut. Wegen des historischen Wertes habe man nicht abgerissen und neu gebaut, obwohl das nur halb so teuer geworden wäre.

Die denkmalgeschützten, einstöckigen Giebelhäuschen um den Richardplatz und die Kirchgasse stammen teilweise noch aus dem Jahre 1849, in dem das Dorf nach einem Brand wiederaufgebaut wurde. Im Zusammenhang mit einem bereits aufgestellten Bebauungsplan will das Bezirksamt das Dorfbild in dieser Form erhalten.

22 der 45 Grundstücke gehören heute noch Nachfahren der Böhmen, die sich gegen den Verkauf ihrer Häuser an Spekulanten vehement gewehrt haben, obwohl ihnen zum Beispiel „die Klingbeil-Gruppe horrende Summen“ geboten habe, wie der Sprecher der Betroffenenvertretung, Peter Boltz, erklärte. Boltz begrüßte die geplanten Baumaßnahmen, schließlich sei man selbst an die zunächst zögernde Verwaltung herangetreten.

Der Umbau soll, so Branoner, von einem beratenden, eher informellen Beirat begleitet werden, dem neben BVV- und Verwaltungsvertretern auch der Förderkreis Böhmisches Dorf und die Betroffenenvertretung angehören sollen.

esch

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