: Risse im Anti-IWF-Bündnis
■ Kirchennahe AktivistInnen „sauer und hilflos“ - und draußen / Nach gesprengter Auftakt-Veranstaltung wackelt das Bündnis zu Demonstration und Bankenblockade
„Es fing so schön an“, erinnert sich Bernd Robben vom Verein Städtesolidarität Bremen-Corinto an den Start ins weitgespannte Bremer Bündnis gegen die Jahrestagung von Internationalem Währungsform (IWF) und Weltbank in West -Berlin. Jetzt steht die von Anbeginn zerbrechliche Anti-IWF -Front von amnesty international bis zu den Autonomen Antimilitaristen Delmenhorst am Rande des Auseinanderbrechens - lange vor dem Aufmarsch der Welt -Krisen-Manager in der Mauerstadt.
Einen ersten Riß kittete das Plenum der mehr als 30 Gruppen zwar am vergangenen Montag, produzierte damit an anderer Stelle aber gleichzeitig einen neuen. AntiimperialistInnen hatten mit Auszug aus dem Bündnis gedroht, wenn sie nicht zu „Palästina“ einen Beitrag bei der Anti-IWF-Manifestation am kommenden Donnerstag (Demonstration und Banken-Blockade) halten könnten.
Nun haben die Antiimperiali stInnen den Ruf, nicht nur gegen die israelische Politik, sondern auch antisemitisch zu sein. Als sie sich am Montag mit einer umstrittenen Mehrheit durchsetzten, verabschiedeten sich die AktivistInnen aus dem Umfeld der evangelischen Kirche. „Sauer und hilflos“ wollen sich Uwe Ihssen und seine MitstreiterInnen von der Ökumenischen Initiative in Zukunft wieder auf Kleingruppenarbeit in Kirchengemeinden konzentrieren.
Weitere Ausstiegs-AspirantInnen hat die Autonomen-Sprengung der Veranstaltung mit einem IWF-Vertreter am Dienstag produziert (vgl. taz-Bericht vom 8.9. und Autonomen -Leserbrief in der heutigen Ausgabe). „Unseriös“ findet es Robert Kappel vom Informationszentrum Afrika, wenn ein breites Bündnis von einzelnen Gruppen für ganz andere Ziele eingesetzt werden soll. Als Mitorganisator der gesprengten Diskussion mißfiel auch ihm, daß auf
dem Podium Weltkrisen-Ma nagement theoretisch und kontrovers betrieben wurde und an die IWF-Opfer in der Dritten Welt erst das Publikum erinnern mußte. Aber die Sprengung hätte die Bankangestellten im mehr als 300köpfigen Publikum sicher nicht aufgeklärt.
Mißtrauisch blickt daraufhin nicht nur Kappel auf die Donnerstags-Demo. Weder „Spielball der Autonomen“ noch „Kordon zwischen Staatsmacht und Autonomen“ will Arno Armgort von der Anti-Apartheid-Bewegung bei den anstehenden Aktionen sein. Er hofft auf klärende Worte der Autonomen. Andernfalls, ist Karsten Seidel von der IWF -Gruppe sicher, würden einige Gruppen aus dem Demo-Bündnis aussteigen.
Kommt es doch noch zur kombinierten Demo-Blockade, ist das Bündnis allerdings nicht aus dem Schneider. „Wenn's da Randale gibt, ist Porzellan zerschlagen“, ist Karsten Seidel sicher. „Zehn
bis 15“ mühsam auf Dritte-Welt-Solidarität angemorste Gruppen, etwa aus den Gewerkschaften, seien dann für lange Zeit verloren. Umgekehrt könnten die Autonomen beim nächsten Zoff um ein besetztes Haus kaum noch auf Unterstützung rechnen.
Gruppen zwischen den Fronten bauen derweil auf Planerfüllung. „Die Demo wird laufen wie vorgesehen“, hofft Ute Braun vom Dritte-Welt-Haus. Das heißt: Demo ab Hauptbahnhof mit Zwischenstopps zur IWF-Politik, Palästina, Sex-Tourismus und anschließende Bankenblockade. „Die Autonomen müssen aber vorher schon klar sagen, was sie für Aktionen machen wollen“, nennt Claudia Rudolph die Position der Bremer Bürgerinitiativen gegen Atomenergieanlagen (BBA). Letzte Chance zur Verständigung ist am kommenden Montag um 20 Uhr im BBA-Laden, St.-Pauli-Straße.
Gaby Mayr
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