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Zweiter Arbeitsmarkt wackelt

■ „Ein Zehntel der Wirtschaftsförderung für die Armen“

„Wenn der zweite Arbeitsmarkt zusammenbricht, dann werden in Bremen weitere fünf Prozent arbeitslos!“ sorgt sich Eva Quante-Brandt von der „Bremer Arbeitslosenselbsthilfe“ (BRAS). 11.600 BremerInnen tragen derzeit ihre Haut auf dem sogenannten „zweiten Arbeitsmarkt“ zu Markte: Sie nehmen teil an Fortbildungs- und Umschulungskursen (FfU), oder sie sind befristet in einer ABM-Maßnahme untergebracht. Der „zweite Arbeitsmarkt“ ist eine Wachstumsbranche: Das Arbeitsamt brachte überdurchschnittlich viele BremerInnen bei „F+U“ oder ABM unter. Im letzten Monat legte die Firma „F+U“ nochmals um 150 Fortgebildete zu.

Das könnte nach der Verabschiedung der Neuregelung des Arbeitsförderungsgesetzes (AFG) zum 1. Januar anders werden. Die Bonner Regierungskoalition plant nämlich, die Zuschüsse zu ABM-Maßnahmen von 100 auf 90 Prozent zu senken. Die fehlenden zehn Prozent müßte der Träger der jeweiligen ABM -Maßnahme aus eigener Tasche zahlen. Darüber hinaus sollen MalocherInnen die Kosten für Zusatzqualifikationen - etwa einen Kursus zur Bedienung computergestützter Fräsmaschinen

-künftig selber zahlen. Der Rechtsanspruch auf Umschulung soll in eine Kann-Formulierung verwässert werden.

Alarm geschlagen hat nun die „Verbund-Arbeitsgemeinschaft“ von Weiterbildungsträgern. Elf Gruppen - vom „Arbeiter -Bildungs-Centrum der Arbeiterkammer“ bis zum „Verbund Ausbildung in Selbstverwaltung“ fordern vom Bremer Senat „kurzfristige und unbürokratische“ Hilfe gegen den Bonner Rotstift. Unter dem Motto „Ein Zehntel für die Armen“ verlangt die Arbeitsgemeinschaft, daß der Senat einen Topf mit 30 Millionen Mark füllt. Das sei ein Zehntel jenes Betrages, den die Hansestadt jährlich für Wirtschaftsförderung springen lasse.

Betroffen von den Kürzungen sind nicht nur die Arbeitslosen. Auch bei den zahlreichen Trägern von Weiterbildungsmaßnahmen sind Jobs in Gefahr. Die Konkurrenz auf dem enger werdenden Weiterbildungsmarkt wird schärfer. Das Landesarbeitsamt Hannover hat bereits 17 Stellen sozialpädagogischer Betreuer beim Bremer Berufsfortbildungswerk gestrichen.

„Die großen Träger reißen sich das Geld unter den Nagel, die kleinen alternativen Veranstalter gehen den Bach runter!“ prognostiziert der Grüne Wirtschaftsreferent Jürgen Holtermann. Sein Parteifreund Paul Tiefenbach unterstützt die Forderung nach dem 30-Millionen-Topf. Bei den Haushaltsberatungen im Winter wollen die Grünen die Forderung zu ihrer eigenen machen. Beschäftigte in der Weiterbildungs-Szene denken inzwischen über die Vorbereitung einer Demonstration noch vor den Haushaltsberatungen nach.

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