: MissionarInnen erzählen...
■ ...von den den Tricks im Menschen-Fischen / Japan erfordert härtesten Einsatz
Die Fotos der lächelnden Missionarsfamilien waren ungefähr in der Größe von Fußballer-Bildchen gehalten. Sie lagen gestern stapelweise und kostenlos im Foyer der St. Matthäus -Gemeinde in Huchting aus. Da gibt es das strahlende Ehepaar mit dem Einsatzgebiet Tansania, oder die mittlerweile siebenköpfige Familie Kern - zuständig für die „Missionierung von Indianerstämmen“. Einige der Köpfe von den Fotos - so der Missionar mit dem auffälligen schwarzen Kinnbart - waren gestern nachmittag leibhaftig zugegen, um im Rahmen der Huchtinger „Missionstage“ von ihren Evangelisations-Bemühungen zu berichten.
Am schwersten, und dies war nach den zwei Stunden unverkennbar, am schwersten hat es heutzutage ein frommer evangelikaler Missionar in Japan. Bernhard Triebel mit seinem schwarzen Backenbart etwa mußte im Großraum Tokio „bei Null anfangen“: Denn Millionen Heiden pilgern in Japan zu Shinto-Tempeln, aber „an wen sie beten, das ist ihnen nicht ganz klar“. Triebel mietete eine 50 qm-Wohnung für eventuelle Versammlungen und ließ eine Leuchtreklame anbringen. Er verteilte Handzettel und wartete auf „suchende Menschen“. Außerdem griff er zu einem kleinen Trick: Damit es den wenigen, die den Weg zu den ersten Versammlungen tatsächlich fanden, nicht gar zu einsam in der Christengemeinde erschien, hatte er Gläubige aus der einzigen Nachbargemeinde als StatistInnen dazu gebeten. Sein größter Erfolg: 1987 fand er mitsamt einer Bibel Einlaß bei einer japanischen Familie, und am 15. Mai 1988 ließ sich der erste japanische Familienvater von ihm taufen.
Ganz anders als in Japan geht es auf den Philippinen zu. Hier müssen MissionarInnen nicht in überfüllten Vorort-Zügen und erdrückenden Wohnblocks leben, hier müssen sie raus in die Einsamkeit, hin zu abgelegenen Dörfern.
In den Philippinen aber hat die katholische spanische Kirche gute Vorarbeit geleistet: „Himmel und Hölle sind bereits bekannt“. Den evangelikalen MissionarInnen geht es deshalb darum, den katholischen Priestern die einschlägig vorgebildeten Gläubigen abtrünnig zu machen.
Dabei behelfen sich die MissionarInnen gerne mit kleinen Tricks: Sie verhelfen den Ärmsten der Armen zunächst zu Wasser und Strom und im Anschluß daran zum evangelikalen Glauben. Oder sie verfilmen biblische Gleichnisse, weil, so ihre Erkenntnis, Filipinos lieber ins Kino als in die Kirche gehen.
Doch alle missionarischen Erfolge beruhen mit auf dem unentwegten Beten in der deutschen Heimat. Und wer sich die Fotos der Missionare in die Tasche steckt, hat es dann mit dem konkreten Bitt-Beten einfacher.
Barbara Debus
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