piwik no script img

Salmonellen schon 1987

■ Verbraucherverbände fanden schon im Juli 1987 Salmonellen im Norderneyer Badewasser / Abhilfe: Fäkalientanks für Fährschiffe und eine Pipiline zur Kläranlage

Fast drei Millionen „Beförderungsfälle“ gibt es pro Jahr zwischen der ostfriesischen Küste und den Inseln. Aber wie oft gehen die Passagiere aufs Klo? Carl-Ulfert Stegmann, Geschäftsführer der „Friesia„-Reederei in Norddeich, will es jetzt wissen. Auf den „Frisia„-Schiffen stehen jetzt während der Überfahrt nach Norderney und Juist unauffällig Matrosen vor den Klotüren und führen eine Strichliste. Stegmann: „Wir wollen es nicht auf uns sitzen lassen, daß wir die Schuldigen an der Salmonellen-Verseuchung sind“.

Stegmann ist auch „etwas verärgert“ über den niedersächsischen Umweltminister Werner Remmers. Der hatte am Dienstag Zwangsmaßnahmen gegen Reeder angekündigt, die ihre Fährschiffe nicht mit Fäkalientanks ausrüsten lassen wollen. „Wir haben das unsrige schon vor Jahren getan, weil wir den Braten schon gerochen haben“, sagt Stegmann.

Tatsächlich wurden die „Frisia„-Schiffe vor zwei Jahren mit „Leerzellen“ ausgerüstet. Diese sind zwar als Fäkalientanks konzipiert, aber noch nie benutzt worden. Der Grund: In den Häfen gibt es keine Anlagen, die die Scheiße der Touristen aufnehmen könnte. Deshalb wurden auch

noch keine Rohrleitungen zwischen den Klos und den „Leerzellen“ installiert. Das soll in diesem Winter nachgeholt werden. In der nächsten Saison soll es dann auch Schlauchanschlüsse an den Kais der Fährhäfen geben und unterirdische Pipelines, die die Fäkalien in die Kläranlagen pumpen. Die Kläranlagen sollen bis zum nächsten Frühjahr mit finanzieller Hilfe des Landes so nachgerüstet sein, daß keine Salmonellen in die

See gelangen können.

Wenn das doch mal passieren sollte - für das Touristengebiet der ostfriesischen Inseln wäre es ziemlich egal. Denn die Kläranlagen von Norddeich und Neßmersiel, wo seit dem Wochenende wegen Salmonellen Badeverbot besteht, schicken ihre Abwässer über lange Siele in die Leybucht.

Nur die Insel-Kläranlagen lassen ihre Rückstände auf dem kurzen Wege ins Wattenmeer laufen,

am südlichen, landzugewandten Ufer. In diesen Abwässern sind in den Messungen dieses Sommers und auch in den vergangen Jahren noch keine Salmonellen gefunden worden. Das sagte der „Gesundheitsaufseher“ des Gesundheitsamts in Norden, Walter Meyer, der die meisten Wasserproben selbst gezogen hat.

Erstmals wurden im Juli des vergangen Jahres Salmonellen an einem Norderneyer Badestrand gefunden. Nicht von beamteten Gesundheitsschützern, sondern von einem Team europäischer Verbraucherverbände, die die Verschutzung an zahlreichen Stränden Europas untersuchen ließen. In der Öffentlichkeit war von dem damaligen Salmonellenfund kaum die Rede, aber die Kurverwaltungen der Inseln waren alarmiert. Si setzten ein „Pilot-Projekt“ in Gang. Von Mai bis Juli diesen Jahres zog das Gesundheitsamt Wasserproben an allen fünf Norderneyer Ständen und vor der Kläranlage; früher wurde nur am Nordstrand der Insel gemessen. Nach offiziellen Angaben wurden dabei keine Salmonellen gefunden. Alarmmeldungen und Badeverbot kamen Anfang September, als die Pilotphase - und die Saison - vorbei waren.

mw

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen