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Kiszczak und Walesa treffen sich

Warschau (taz) - Die gestern geplatzten Gespräche zwischen Innenminister Kiszczak und Lech Walesa wurden für den heutigen Donnerstag neu angesetzt. Diese Mitteilung machte gestern der polnische Regierungssprecher Urban, der noch am Tag zuvor ein solches Gespräch für die nächste Zukunft ausgeschlossen hatte. Dieses Vorgespräch zwischen den Repräsentanten beider Seiten soll die Verhandlungen am „runden Tisch“ vorbereiten, die möglicherweise schon am Wochenende stattfinden können. Die Teilnehmer dieser Verhandlungen sollen die gleichen sein, die schon am 31.August zusammentrafen, möglicherweise werde dieser Kreis aber „um eine Person erweitert“, erklärte Urban der Presse.

Dieser Ankündigung waren Auseinandersetzungen innerhalb der Regierung vorausgegangen, die öffentlich ausgetragen wurden: Obwohl Regierungssprecher Urban am Dienstag auf einer Pressekonferenz die „Vorbedingungen der Opposition“ für die Gespräche am „runden Tisch“ verurteilte und definitiv das für Mittwoch geplante Vorgespräch zwischen Walesa und Innenminister Kiszczak ausschloß, erklärte ZK- Sekretär Rakowski am gleichen Tag, noch in dieser Woche könnte es die Gespräche zwischen Regierung und Opposition geben. Rakowski teilte in einem Interview mit dem polnischen Fernsehen mit, daß es auf der Sitzung des Politbüros der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei unterschiedliche Ansichten über diese Verhandlungen gebe.

Bereits in der vergangenen Woche war es zu rhetorischen Auseinandersetzungen in der Presse gekommen, nachdem der kirchliche Vermittler Professor Stelmachowski erklärt hatte, Urban spreche offenbar im Namen einer konservativen Parteifraktion und hoffentlich nicht im Namen der maßgeblichen Kräfte in Partei und Regierung. Stelmachowskis Beurteilung war zwar in der Presse zurückgewiesen worden, Urbans Äußerungen auf der Pressekonferenz am Dienstag bestätigten aber indirekt die Auseinandersetzungen hinter den Kulissen.

Klaus Bachmann

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