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Trauma und Politik

■ Die seelischen Kosten des Geiseldramas

Gut vier Wochen liegt das „Bremer Geiseldrama“ zurück, der Ausnahmezustand für den Innensenator noch eine Weile andauern. Ist für die Geiseln die Normalität des Alltags wieder hergestellt? Dr. Hans Haack, Direktor der Psychosomatischen Klinik im ZKH Ost, bietet den Geiseln und ihren Familienangehörigen Gruppen- und Einzelgespräche an. Über die innerseelischen Konflikte darf und will er natürlich nichts sagen, aber der Prozeß hat auch eine öffentliche Dimension. Enttäuschung und fortwährende Empörung über das Versagen der Politik während und nach der Geiselnahme sind die vorherrschenden Gefühle, für die die Gruppe offenbar als eine Art Öffentlichkeitsersatz dient. Immerhin scheint die bürokratische Form der Problembewältigung einige Früchte zu tragen. Die in dem Bus gefangenen Tamilen erhalten nun ein Stück weit jene amtliche Aufmerksamkeit und Unterstützung, die ihnen vorher nicht zuteil wurde. Und der Arbeitssenator prüft, ob den Geiseln Entschädigung nach dem Opferentschädigungsgesetz geleistet werden kann. Die Bremische Politik wird sich auch daran messen lassen müssen, wie sehr sie den von ihr verursachten Gefühlen hilfloser Wut wieder eine öffentlich-politische Sprache zu geben vermag. U.K.P

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