: Demonstrationen gehen weiter
■ Allein am Dienstag 281 Festnahmen / Zellen völlig überbelegt / Fünf Bombendrohungen
Berlin (taz) - Am Dienstag nachmittag und abend und im Verlauf des Mittwochs gab es in der ganzen Stadt zahlreiche weitere große und kleine Protestaktionen gegen die IWF- und Weltbank-Tagung. Dabei bildeten Polizeibeamte immer wieder Kessel, die entweder schnell wieder aufgelöst wurden oder zu massenhaftem polizeilichem Gewahrsam führten - so auch für diejenigen, die sich in dem Polizeikessel im Wedding befanden, in dessen Nähe der Passant starb (siehe Kasten). Der Ermittlungsausschuß (EA) berichtete von mindestens 281 Festnahmen allein am Dienstag (Polizei: 213). 106 der Festgenommenen seien bis zum frühen Mittwoch morgen wieder auf freien Fuß gesetzt worden. 204 Personen (Polizei: 168), die im Wedding festgenommen worden waren, hätten erst nach zwölf Stunden ein Getränk bekommen. Die Unterbringungszellen seien völlig überbelegt gewesen. Westdeutsche ProtestiererInnen würden deutlich länger in Gewahrsam gehalten als Einheimische. Die Sani-Gruppen haben darauf hingewiesen, daß zahlreiche Opfer der polizeilichen Knüppelaktionen Mehrfachverletzungen aufweisen, also mehrmals geschlagen wurden.
Weiter Mittwoch früh: Rund 50 IWF-GegnerInnen ärgerten einige in City-Hotels untergebrachte Banker und Delegierte. Rund 300 Leute demonstrierten vom Arbeitsamt Kreuzberg zur AOK, von einem dichten Polizeispalier begleitet. Am späten Vormittag fanden rund 200 DemonstrantInnen zum Bankenspaziergang, der von der Börse aus startete und zahlreiche Theateraktionen umfaßte. Eine Frauenkundgebung endete wiederum in einem Polizeikessel und mit erkennungsdienstlichen Behandlungen für etwa fünfzig Frauen, gab das Pressebüro der Anti-IWF-Kampagne bekannt. Am frühen Nachmittag begann ein Autokorso, der zu chaotischen Verkehrsverhältnissen in der gesamten Innenstadt führte.
Die wurden noch verstärkt durch weiträumige Absperrungen der Polizei, die 13 Bombendrohungen, überwiegend gegen Sex -Shops, erhalten hatte. Teile des Europa-Centers wurden so schnell geräumt, daß Restaurant-Gäste ihre Mittagessen stehen lassen mußten. Die Beamten wurden nicht fündig.
diba
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