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Nächstbeste Lösung

■ CDU-, FDP- und SPD-Vertreter im Umweltausschuß begrüßen im Prinzip geplanten Grenzübergang am Schichauweg / Nur Planungsdetails sind noch umstritten

Bei der Diskussion über den geplanten Grenzübergang am Schichauweg gestern im Umweltausschuß fühlten sich die Abgeordneten sämtlicher Parteien vor allem als Berliner, nur in zweiter Linie als Umweltpolitiker. Übereinstimmend wurde der zusätzliche Ausgang für West-Berlin, der zwischen Bonn und der DDR vereinbart worden war, begrüßt. Daß dabei ein Teil der Marienfelder Feldmark zubetoniert wird, wurde ebenso übereinstimmend bedauert, aber, so der CDU -Abgeordnete Liepelt: „Für Erfolge in der Deutschlandpolitik“ müsse eben „ein Preis gezahlt werden“. Wenn bei den Verhandlungen nicht die beste Lösung - ein Übergang an der Marienfelder Allee - erreicht werden konnte, so müsse man eben diese „nächstbeste Lösung“ akzeptieren nach strenger Umweltverträglichkeitsprüfung natürlich.

Der SPD-Abgeordnete Meisner kritisierte nur die vorgesehene Lage der Abfertigungsanlagen auf westlichem Gebiet, die er weiter westlich auf Gewerbegebiet verlagert sehen möchte. Die FDP erinnerte an ihren Vorschlag, zum visuellen Umweltschutz den Verkehr zum Übergang durch einen Tunnel zu führen. Der AL-Abgeordnete Kapek warnte davor, daß der neue Übergang weiteren Autoverkehr, insbesondere LKW-Verkehr, in Tempelhof erzeugen werde und der Bahngüterverkehr noch unattraktiver werde. Ob die AL bis zur Lösung dieses Problems für oder gegen den neuen Übergang ist, wußte Kapek, nicht endgültig zu sagen.

Senator Starnick kündigte an, daß die Bürger vor dem Bau der neuen Verbindung im Rahmen des Linienbestimmungsverfahrens informiert und später nach dem Bundesfernstraßengesetz am Planfeststellungverfahren beteiligt würden. Die Verkehrsverwaltung, so ihr Staatssekretär Gollmer, erwartet eine Entlastung des innerstädtischen Verkehrs. Rund 700 LKW bräuchten sich nach Fertigstellung des neuen Übergangs dann nicht mehr durch West-Berlin nach Dreilinden zu quälen; dort wird eine Verringerung des Verkehrs um 20% erwartet.

Am Mittwoch abend hatten in Marienfelde BürgerInnen und BIs mit Vertretern des Senats, der Parteien und des Bezirks über die Trassenführung diskutiert. Insbesondere die unzureichende Informationspolitik Diepgens und der Bundesregierung wurde von den Betroffenen diskutiert. Es wurde daran gezweifelt, daß der Senat sich der Bedeutung des Naherholungswertes dieses Gebietes bewußt sei. Mit dem Freizeitpark Marienfelde, den Gräbenbiotopen und Feldern würde eine Symbiose existieren, die nicht zerstört werden dürfe.

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