„In meinem Alter weiß man ja nie...“

■ Interview mit Charlotte Oberberg, 65, gebürtige Kreuzbergerin und Mitglied in der BVV Kreuzberg

taz:Charlotte, du hast für die BVV in Kreuzberg kandidiert, obwohl du weißt, daß die Satzung dagegensteht. Warum ist dir das so wichtig?

Charlotte Oberberg:Also mein Alter spielt da schon eine Rolle. Wenn ich jünger wäre, würde ich sagen, na schön, ich setze aus. Aber in meinem Alter, da weiß man nicht, was in zwei Jahren ist. Außerdem, ich hab mir 'ne gewisse Position geschaffen durch die Arbeit da, was ich gerne fortsetzen möchte.

...du meinst Einfluß im Bezirk...

Ja, genau. Außerdem haben mir bei der letzten Wahl Leute gesagt, daß sie die AL gewählt haben, weil sie mich kannten und wußten, daß ich mich für alles einsetze.

Das heißt, du stehst für viele als Person zur Wahl?

Ja, so sehe ich das.

Wenn der GA jetzt sagen würde, du kannst nicht kandidieren, was würde das für dich bedeuten?

Na ja, das würde ich sehr bedauern, aber wenn so eine Entscheidung getroffen wird, muß ich das eben akzeptieren. Ich würde nicht auf die Barrikaden gehen.

Hast du dich denn gefreut, daß die Kreuzberger dich aufgestellt haben, trotz der Satzung?

Ja, und ich weiß auch, daß einige, die mich nur für einen Nachrückerplatz gewählt haben, dies nicht wegen meiner Person getan haben, sondern nur wegen des Satzungsproblems. Und viele haben mir gesagt, daß sie es bedauern würden, wenn gerade ich da jetzt der Präzedenzfall wäre. Ich bin ja auch nicht für Berufspolitiker, die verlieren meistens den Kontakt zur Basis.

Du bist also nicht grundsätzlich gegen die Rotation?

Nein, aber erst nach einer Legislaturperiode. Für die BVV aber, das sage ich dir ganz ehrlich, da ist meiner Meinung nach eine Rotation gar nicht erforderlich, weil die sich schon automatisch ergibt. Viele scheiden ja schon aus vor den zwei Jahren, weil sich so viele Veränderungen beruflich oder privat ergeben.

Interview: Brigitte Fehrle