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F.J.S. „herausragend“ und „reaktionär“

■ Klaus Wedemeier (SPD): Ein Anhänger des Föderalismus / Bernd Neumann (CDU): Ein Politiker mit Augenmaß / Martin Thomas (Grüne): Gefährlich, aber interessant

De mortuis nihil nisi bene; die alte Regel, daß über Tote nur gut zu sprechen ist, gilt mit Ausnahmen auch für die Stellungnahmen zum Tod des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Der Landesvorsitzende Bernd Neumann bezeichnete Strauß als „eine der herausragenden Persönlichkeiten in der Politik der Bundesrepublik Deutschland“. Strauß habe die Interessen der Bundesrepublik und des Freistaates Bayern mit „Sachkunde, Augenmaß und unermüdlichem persönlichem Einsatz“ vertreten.

Auch Bürgermeister Klaus

Wedemeier, der telegraphisch aus Prag kondolierte, hielt sich an den lateinischen Spruch. „Wir alle haben Herrn Ministerpräsidenten Strauß mit seinem ihm eigenen Beitrag zur Entwicklung der Demokratie in der Bundesrpublik Deutschland als konsequenten Förderer des Föderalismus geschätzt und ihn als unbequemen und harten, aber stets fairen Streiter für die Belange Bayerns kennengelernt“, schrieb Wedemeier an den stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten Streibl.

Der Fraktionssprecher der

Grünen, Martin Thomas, fand andere Worte: „Wir sollten vor dem Tod Achtung haben. Aber man darf nicht verschweigen, daß Strauß ein hochintelligenter, machtbewußter Reaktionär war.“ Tatsächlich habe Strauß für den Aufbau der Bundesrepublik viel geleistet - was den Aufbau antikommunistischer Feindbilder angehe. Strauß habe dieSignale der Zeit erkannt. „Und dann war er schnell in seinen Wandlungen und hat sich über Ideologien und Moral hinweggesetzt. Das hat ihn so gefährlich gemacht - und so interessant.“

hbk

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