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Rund 5.000 Berliner ohne feste Bleibe

■ Mit einer öffentlichkeitswirksamen Schubkarrenaktion protestierten gestern verschiedene Selbsthilfe- und Beratungsgruppen gegen die Wohnungsnot in dieser Stadt / Horrende Mieterhöhungen Hauptursache / Derzeit mehrere Hunderttausend auf Wohnungssuche

Anläßlich des Welt-Habitat-Tages, der seit 1985 von den Vereinten Nationen für den jeweiligen ersten Montag im Oktober als ein Tag für Menschen in Wohnungsnot ausgerufen wird, haben gestern 20 Berliner Selbsthilfe- und Beratungsgruppen auf den Mangel an Wohnraum weltweit und speziell auch in Berlin hingewiesen.

Unter dem Motto „Ein Mensch ohne Wohnung ist wie ein Fisch ohne Wasser“ protestierten sie mit einem mit Transparenten bestückten Schubkarrenumzug durch die City, an dem überwiegend Frauen teilnahmen, gegen die „katastrophale Wohnungsmarktpolitik“ des Senats.

Weltweit sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen rund 100 Millionen Menschen obdachlos, und die Tendenz ist steigend. Auch in Berlin nimmt die Zahl der Obdachlosen ständig zu: Lebten 1987 rund 3.500 Menschen ohne Dach über dem Kopf, so können sich in diesem Jahr nach offiziellen Senatszahlen bereits 4.700 keine feste Bleibe leisten. Die Dunkelziffer wird allerdings weitaus höher eingeschätzt, erklärte gestern Michael Haberkorn vom Caritasverband und beklagte die miserablen Unterbringungszustände für Obdachlose, die zum Teil in Zehnbettzimmern hausen müßten. Besonders betroffen sind zunehmend Minderjährige, Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren sowie Arbeitslose.

Auf Wohnungssuche befinden sich derzeit nach Angaben des Berliner Mietervereins mehrere hunderttausend Menschen. Rund 20.000 von ihnen besitzen einen Wohnberechtigungsschein mit Dringlichkeit, der ihnen allerdings angesichts der „horrenden Mieterhöhungen“, so eine Sprecherin der Gruppen, wenig nütze. Mit ihrer Protestveranstaltung forderten die Gruppen den Senat und alle gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften auf, unverzüglich für billigeren Wohnraum zu sorgen.

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