: Klagen zum Welttierschutztag
■ Tierschützer zeichnen düsteres Bild vom weltweiten Tierhandel / Bundesrepublik einer der Hauptabnehmer bedrohter Arten / Töpfer ignoriert das Washingtoner Artenschutzabkommen
Berlin (taz) - Die „Aktionsgemeinschaft Artenschutz“ hat anläßlich des heutigen Welttierschutztages den bundesdeutschen Anteil an der „Massenabschlachtung von Wildtieren“ in aller Welt hervorgehoben. Als einer der „Hauptabnehmer und Anstifter“ illegaler Geschäfte mit lebenden und toten Wildtieren gehöre die Bundesrepublik zu den Hauptschuldigen dafür, daß „jeden Tag Tausende von Tieren weltweit mißhandelt, gequält und vernichtet werden“, erklärte der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft, Peter.
Der Bundesregierung werfen die Tierschützer Verstöße gegen das Washingtoner Artenschutz-Abkommen vor, dem die Bundesrepublik im Jahr 1976 beigetreten ist. So weigere sich Bundesumweltminister Töpfer beharrlich, Felle bedrohter Wildkatzen zu beschlagnahmen, die illegal aus Bolivien importiert worden seien. Über Jahre hätten bundesdeutsche Firmen unbehelligt Wildkatzenfelle eingeführt, die nachweislich unter Verstoß gegen dortige Exportbestimmungen aus dem südamerikanischen Land geschafft worden seien. Die bolivianische Regierung spreche von 30.000 Fellen, die auf diese Weise in die BRD kamen. Laut Peters stammen die mit bolivianischen Papieren verschobenen Felle und Häute ursprünglich aus dem brasilianischen Pantanal, dem größten Sumpfgebiet der Erde. Peter betonte, daß auch die teilweise mit sogenannter Entwicklungshilfe forcierte Abholzung oder Brandrodung der Regenwälder in Südamerika zur Vernichtung seltener Tierarten beitrage.
Selbst im Fall der bedrohten Meeresschildkröten, wo es gelungen sei, in der Bundesrepublik ein generelles Handelsverbot durchzusetzen, gehe das Abschlachten weiter, klagen die Tierschützer. Nach aktuellen Augenzeugenberichten wird die Jagd auf die Meerestiere in Bali vornehmlich für den japanischen Markt unvermindert fortgesetzt. Die Aktionsgemeinschaft plant deshalb eine Kampagne für einen Tourismus-Boykott gegen Indonesien. Die VerbraucherInnen ruft Peters auf, den Welttierschutztag zum Anlaß zu nehmen, künftig auf den Kauf von Produkten aus „Wildtieren und gequälten Tieren“ zu verzichten. Der Tag zum Schutz der Tiere wurde bereits 1931 auf einem internationalen Tierschutzkongreß in Florenz ins Leben gerufen. Er wird jeweils am 4.Oktober, dem Todestag des Heiligen Franz von Assisi begangen, der die Tiere als „Brüder und Schwestern“ der Menschen bezeichnete.
Gerd Rosenkranz
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