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Heute Entscheidung über Fusion Helaba-WestLB

■ Zwei Bundesländer pokern um künftige Nummer zwei in der deutschen Bankenszene

Düsseldorf/Frankfurt (dpa) - Auftakt zum Pokerspiel in drei Akten: Wenn die Eigentümer der Hessischen Landesbank (Helaba/Frankfurt) am heutigen Donnerstag „grünes Licht“ für die Fusion mit der Westdeutschen Landesbank (WestLB/Düsseldorf) geben, stehen Ländern und Bankenchefs drei Verhandlungsrunden bevor. Das Fusions-Vorspiel zog sich allein über ein Jahr hin. Doch heißt dies noch längst nicht, daß die Hauptstreitfragen geklärt sind. Neben den Einflußmöglichkeiten von Politikern und Landesbankern auf das neue Institut können dessen Sitz, die Beteiligungsquote der Eigentümer oder Politiker-Gerangel für Schwierigkeiten sorgen.

Am Anfang stand das Jahr 1992. Für die Landesbanken der Republik steht seit Ankündigung des freien EG-Binnenmarktes außer Zweifel, daß die bundesdeutsche Sparkassenorganisation auf dem sich ändernden Kapitalmarkt nur mit international konkurrenzfähigen Spitzeninstituten entscheidend mitreden können. Fusionsmodelle wurden entworfen und am Ende der Visionen standen nur noch drei große Institute nämlich eine Norddeutsche, eine Westdeutsche und eine Süddeutsche Landesbank.

Doch bis dahin ist der Weg noch lang und führt über die Fusion der Helaba mit der WestLB. Kaum eine andere Verpflechtung in der europäischen Bankenwelt wurde bisher mehr diskutiert. Immerhin: Werden die Gespräche erfolgreich abgeschlossen, entstünde ein Super-Institut, das mit rund 230 Milliarden DM Bilanzsumme nach der Deutschen Bank mit zirka 270 Milliarden DM die Nummer zwei in der bundesdeutschen Bankenszene stellen würde. Die Fusionsstrategen träumen dabei gar von einem großen Wirtschaftsraum Rhein/Ruhr-Rhein/Main.

Verhandlungsführer sind die Finanzminister beider Bundesländer, der Hesse Manfred Kanther (CDU) und der Nordrhein-Westfale Heinz Schleußer (SPD). Sie müssen im Auftrage der Eigentümer einen Staatsvertrag über eine gemeinsame Landesbank aushandeln. Die Hessische Landesbank ist je zur Hälfte im Eigentum der Sparkassen sowie des Landes - und daran soll sich nach Beteuerungen der Regierung in Wiesbaden in absehbarer Zeit trotz einiger Verwirrung in jüngster Vergangenheit nichts ändern. Die WestLB ist in den Händen des Landes (43 Prozent), der beiden Sparkassenverbände im Lande (je 17 Prozent) und den zwei Landschaftsverbänden (jeweils über elf Prozent).

Die Beteiligungsquote am neuen Institut dürfte die erste Hürde sein, die die Finanzminster zu nehmen haben. Ein Treuarbeits-Gutachten hatte die Fusions-Relation mit 70:30 vorgeschlagen. Doch den Hessen sind 30Prozent zu wenig. Sie erwarten eher 35 Prozent für ihr Institut, daß für einige nach der Krise Mitte der siebziger Jahre heute als „übersaniert“ dasteht. Dazu komme ohnehin der große Trumpf, der Sitz am deutschen Bankplatz Nummer eins. Weiterhin verweisen die Hessen auf ihren guten Zugang zum süddeutschen Raum sowie ihr florierendes Baufinanzierungsgeschäft.

Aber auch die Nordrhein-Westfalen wollen vom Kuchen ein größeres Stück als vorgeschlagen. Ihre Trümpfe sind neben der führenden Position im heimischen Bundesland der Zugang zu nationalen und internationalen Großkunden, das internationale Stützpunktnetz in rund einem Dutzend Ländern sowie die Erfahrungen im Investment-Banking. Alles in allem müßten, so ist in Düsseldorf zu hören, 75 Prozent herauskommen.

Doch die Quotenfrage ist für die Finanzminister nicht der einzige sensible Punkt. Sie müssen sich ebenfalls über den Sitz des neuen Hauses einigen und all die Fragen abhaken, die Gesetze berühren, etwa die Landes -Personalvertretungsgesetze. Lesungen in den Parlamenten müßten den Ministergesprächen folgen.

Nach dem Staatsvertrag kommt der Mantelvertrag als zweite Poker-Runde. Darin müssen sich die Eigentümer über das Innenverhältnis der gemeinsamen Bank einigen, etwa die Besetzung der Organe. Schließlich muß sich das neue Haus noch eine Satzung geben, eine Art Unternehmensverfassung. In diesem dritten Vertrag könnten dann unter anderem die unterschiedlichen Auffassungen über die Aufgaben von Helaba und WestLB als „Staatsbank“ und Wirtschaftsförderungsinstrument festgehalten werden.

Bei all dem legten die Beteiligten bisher ein unterschiedliches Tempo an den Tag, nicht zuletzt aus parteipolitischen Gründen. Die Düsseldorfer SPD -Landesregierung ist sicher nicht der Traumpartner der Wiesbadener CDU/FDP-Koalition. Dazu stehen Wahlen ins Haus: An Rhein und Ruhr schreiten die Bürger im Mai 1990 an die Urnen, um einen neuen Landtag zu wählen.

In Hessen dagegen steht die Regierung erst ein Jahr später zur Wahl. Während die Hessen signalisieren, daß sie viel Zeit haben, sehen ihre Verhandlungspartner im 1. Januar 1990 den äußersten Fusionstermin. Bis dahin muß die Pokerpartie also entschieden sein.

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