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Wenn schon Bananen, ...

■ ... dann aus Nicaragua / Bremer 'Scipio'-Prokurist erarbeitete Gutachten über die Vermarktung von Bananen aus Nicaragua / Qualität und Liefermengen müssen stabiler werden

Ein Gutachten „über die Effizienz der derzeitigen Vermarktung von Nicaragua-Bananen“ hat ein Prokurist des Bremer Fruchthandels-Unternehmens 'Scipio‘, Friedel Gellerich, im Auftrag einer EG-Kommmission erarbeitet. Gellerich, der auch Honorarkonsul des USA-orientierten Nachbarlandes Honduras ist, („Ich habe mit Politik nichts zu tun“) gibt dem kleinen Revolutionsland gute Noten: „Sehr professionell und gut“ sei die bisherige Vermarktung erfolgt, erklärte er gegenüber der taz und zählte die beiden Punkte auf, an denen „glasklar“ hauptsächlich ein ordentlicher Umsatz in Westeuropa und besonders der Bundesrepublik bislang haperte: stark schwankende Qualität, völlig unvorhersehbare Liefermengen.

Manchmal sind 250 Prozent mehr Bananen auf dem Markt als in vergleichbaren Monaten, und viele Bananen sind gequetscht oder braun. „Die Händler um die Ecke wollen immer dieselbe Banane mit derselben Qualität“, weiß der Fruchthandels -Profi, der in seinem Gutachten die ganze Produktionskette vom „Anbau,

Ernte, Sortierung, Kühlung, Verpackung bis Logistik“ kritisch unter die Lupe genommen hat.

Mit dem roten Aufkleber „SOLIDARIDAD“ vermarktet erst

mals ein zentralamerikanisches land seine Bananen konzern -unabhängig, seitdem sich der US-Konzern 'Standard Fruit‘ 1982 trotz laufender Verträge zurück

gezogen hat. Der verblüfften KundIn auf dem Bremer Findorffmarkt kann Merkwürdiges passieren: Der Bio-Handel Bremen bietet Bananen (nicht aus bio

logischem Anbau) aus Nicaragua an - Kilopreis: 3,50 Mark. Ein paar Stände weiter steht ein Obsthändler. Auch er hat die feinen Gelben mit den Markennamen Tipito, Unica oder Carizo auf dem Tisch - im Extremfall für 99 Pfennig.

„Nur unsere Bananen helfen Nicaragua wirklich“, sagte Georg May von der AG Nica-Bananen, die mit einem Solidaritäts -Aufschlag Absatzmöglichkeiten und Preis der Nica-Bananen verbessern will. Preise von einer oder zwei Mark kommen durch Händler zustande, die in Belgien die angelandeten Bananen in großen Mengen ankaufen und oft ein Drittel unter den Produktionskosten losschlagen. Manchmal fehlen in Nicaragua Messerklingen für die Ernte - schlechter Schnitt begünstigt Fäulnis. Manchmal fehlen Plastikeinlagen für die Kartons, manchmal Aufkleber. Mit dem Soli-Beitrag soll den PlantagenarbeiterInnen auf die Beine geholfen werden. Susanne Paa

Kontakt: AG Nicaragua-Banane, Tel. 05132-52980

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