piwik no script img

Ein Traum für BVG-Fahrgäste

■ Wie es im Metropolen-Busverkehr freundlich, unkonventionell und planmäßig außerplanmäßig zugehen kann und alle weiterkommen

Als der Bus mitten im dichten Metropolenstauverkehr schon fast eine Straßenecke von der Haltestelle entfernt ist, hält er noch einmal an. Zwei Frauen hatten dem Busfahrer zugewunken, weil sie noch mitfahren wollten. Kurze Zeit später gibt es den nächsten außerplanmäßigen Halt, weil mehrere Leute sich in Bewegung setzen, um die Haltestelle noch rechtzeitig zu erreichen. Der Busfahrer hat mich neben sich plaziert und verspricht mir gutgelaunt, er werde schon dafür sorgen, daß ich dahinkomme, wo ich hin will. Ohne die geringste Ahnung zu haben, mit welchem Verkehrsmittel ich zu einem Freund gelangen sollte, war ich in irgendeinen der vorbeifahrenden Busse gestiegen und hatte dem Busfahrer die Adresse genannt. Fliegender Wechsel, als uns ein Bus überholen will. Der Bus hupt, hält, ruft seinem Kollegen etwas zu und läßt mich umsteigen. Der ältere Herr am Steuer strahlt geradezu vor Zuversicht und Optimismus, trällert ein Liedchen und lacht, als ein ratloses amerikanisches Ehepaar einsteigt. In gebrochenem Englisch und mit großem Stolz auf seine Sprachkenntnisse erklärt er ihnen, wie sie per Bus zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gelangen.

Überhaupt ist das Verhältnis zwischen Busfahrern und Fahrgästen von gegenseitiger Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft geprägt. Die Bitte, mich doch an einer bestimmten Ecke herauszulassen, beantwortet ein Busfahrer mit einem hilfeheischenden Blick nach hinten. Er weiß buchstäblich nicht, wo es langgeht, da er gerade für einen soeben erkrankten Kollegen eingesprungen ist. Zwei Fahrgäste erheben sich und leiten den Unerfahrenen mit präzisen Anleitungen durch die Innenstadt.

Träume einer BVG-Benutzerin? Unwahrscheinliches Szenario mit plötzlich freundlich gewordenen Busfahrern? Nein, wahre Geschichten an einem gewöhnlichen Alltag in einer Großstadt

-in Rom.

RiHe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen