: Milva live
■ Die spannendste und umstrittenste Figur in der Szene der leichten Musik, des „kritischen Schlagers“, die italienische Brecht- und Piaf-Interpretin Milva, tritt morgen, 20 Uhr, in der Glocke auf
Die einen rümpfen die Nase ob ihrer oft schier hemmungslosen Hingabe an den sogenannten „kritischen“ Schlager (unlängst zu bestaunen in „Drei nach Neun“), andere bewundern ihre Vielseitigkeit und die Individualität, mit der sie seit Jahrzehnten mit großem Erfolg Brecht und Piaf interpretiert. Milva ist umstritten und gerade dies macht sie zu einer der spannendsten Figuren in der Szene der leichten Musik.
Gemeinsam mit Georgio Strehler erarbeitete sie 1968 ihr erstes Brecht-Recital und schaffte sich bis in die Mitte der 70er Jahre hinein einen hervorragenden Ruf auf der europäischen Theater- und Festspielbühne.
Lob kam dazu aus berufenstem Munde: Lotte Lenya bezeichnete sie angeblich als „größte Fortsetzerin der besten Weill'schen Tradition“, und Peter Brook, nicht minder begeistert, engagierte sie für Auftritte mit dem argentinischen Bandoneonspieler Astor Piazzola.
„Unterwegs“ nach morgen“ heißt Milvas neueste Platte, und die präsentiert wohl ihre etwas seichtere Seite, die überhaupt in Deutschland recht populär zu sein scheint. Trotz alledem: ein Besuch lohnt sich.
Rainer Köster
Milva, 14.10, 20 Uhr, Glocke
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen