: Kewenig bockt
■ Der Innensenator mag keine parlamentarischen Fragen zum Verfassungsschutz beantworten
Mindestens ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes ist nach Informationen des sicherheitspolitischen Sprechers der SPD, Erich Pätzold, in der Nacht vom 1. auf den 2.Mai dieses Jahres vorläufig festgenommen und dem Haftrichter vorgeführt worden.
Einer diesbezüglichen Kleinen Anfrage mochte Innensenator Kewenig das weder bestätigen noch dementieren. Zu Fragen des Verfassungsschutzes und insbesondere zu den „Modalitäten des operativen Einsatzes solcher Mitarbeiter“ werde sich der Senat nicht öffentlich äußern.
Pätzold bezeichnete gegenüber der taz diese Antwort als „ungeheuerlich“. Er sei sich über die Zuverlässigkeit seiner Information ganz sicher. Danach soll der Betreffende auch grundlos geschlagen worden sein.
Erst Ende August hatte das Berliner Verwaltungsgericht entschieden, daß der Verfassungsschutz nicht grundsätzlich Auskünfte verweigern darf. Der Verfassungsschutz hatte dem Anwalt von Ilse Schwipper, Philipp Heinisch, im Frühjahr die Antwort darauf verweigert, ob ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes in sein Büro eingeschleust worden war.
Die Möglichkeit, in Einzelfällen keine Auskunft zu geben, lasse nicht den Schluß zu, daß prinzipiell nichts über den VS mitgeteilt werden dürfe, hatte vor zwei Jahren auch das Bundesverwaltungsgericht entschieden.
Pätzold wird die nichtbeantworteten Fragen am Montag im Innenausschuß erneut stellen.
SPD fordert
Kewenigs Rücktritt
Der Landesvorstand der SPD hat gestern Innensenator Kewenig dazu aufgefordert, seinen Hut zu nehmen. Kewenig sei offenbar nicht gewillt, die Übergriffe auf Journalisten während der IWF-Tagung zu prüfen, sondern habe die Schuld voreilig den Journalisten zugeschoben. Bereits die Abriegelung Kreuzbergs im Mai 1987 und die Prügeleien der Sondereinheit EbLT unter Kewenig hätten dem Ansehen Berlins geschadet.
taz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen