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Katzenjammer

■ Noch kein Anfang der Reform in der CSSR

Für viele war es enttäuschend, mit ansehen zu müssen, welche Entscheidungen in Prag getroffen wurden. Nach dem Überraschungscoup Gorbatschows in Moskau haben viele auch auf die Öffnung des Prager Regimes gehofft. Daß ausgerechnet Ministerpräsident Strougal und Außenminister Chnoupek gehen mußten und ausgerechnet die Gallionsfigur der Konservativen, Vasil Bilak, bleiben durfte, ist jetzt für viele Anlaß zu großem Katzenjammer. Doch jeder Oppositionelle wußte schon vorher, daß der KPC selbst in der Ära Gorbatschow kein neuer Flügel zugewachsen ist. Nur der Druck von außen könnte die Partei noch bewegen. Daß die KPC selbst nicht daran denkt, den wirtschaftlichen Reformvorhaben auch gesellschaftlche folgen zu lassen, hat Milos Jakes anläßlich des Gedenkens an den Prager Frühling 1968 oftmals wiederholt. Solange die Oppositon in der CSSR – anders als in Polen und in Ungarn der Partei nicht von unten Beine machen kann, ist auch kaum auf Änderung zu hoffen.

Resignation ist dennoch verfrüht. Denn parallel zur Sowjetunion, wo Ligatschow Federn lassen mußte, hat Vasil Bilak seinen Posten als Chefideologe verloren, auch wenn er im Machtzentrum blieb. Tröstlich mag auch die Tatsache sein, daß Wirtschaftsreformen ohne politische Öffnungen im gesamten Block auf tönernen Füßen stehen. Der Problemdruck für eine echte Reform bleibt weiterhin bestehen. Die Entwicklung der CSSR bleibt deshalb offen. Die ungebrochene Stellung der Orthodoxen als Indiz für einen baldigen Sturz Gorbatschows zu sehen, ist jedenfalls Unsinn.

Erich Rathfelder

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