: Streibl – der saubere Landesvater
CSU-Landtagsfraktion einigt sich auf Max Streibl als Ministerpräsidenten ■ Aus München Luitgard Koch
Lange Zeit galt der Hotelierssohn Max Streibl als allertreuester Strauß-Freund. In den vergangenen Jahren jedoch favorisierte Strauß immer mehr den jüngeren Tandler. Die Chancen des gebürtigen Oberammergauers – bei den Passionsspielen hat der promovierte Jurist selbstverständlich mitgespielt und in den Rollen als Engel und römischer Knecht geglänzt – auf eine Strauß-Nachfolge als Ministerpräsident schienen zu sinken. Doch der für seine Parteispezln unerwartete Tod von Strauß hat das Blatt zugunsten des 56jährigen Oberbayern gewendet. Bereits einen Tag nach Strauß' Tod hat sich der auf Ausgleich bedachte Ehrendoktor der niederbayerischen Universität Passau mit seinem Konkurrenten Tandler verständigt. Nachdem sich jetzt auch die CSU-Landtagsfraktion auf den Bilderbuchbayern geeinigt hat, gibt es kaum noch einen Zweifel, daß der grundsatzfeste Katholik neuer bayerischer Ministerpräsident wird.
Seine Schulbildung genoß der Saubermann, er blieb immer im Hintergrund, öffentliche Skandale gibt es keine, im Benediktiner-Gymnasium des Klosters Ettal. Nach seinem Rechtsstudium wurde der ehemalige Gemeinderat Assessor im Landratsamt von Garmisch.
Streibl hat eine makellose Parteikarriere hinter sich. Vom oberbayerischen Bezirksvorsitzenden der Jungen Union steigt er auf zu deren Landesvorsitzendem. Bereits 1961 wird der Vater von drei Kindern in die Staatskanzlei geholt. Der Strauß-Vize arbeitet schon unter dem Ministerpräsidenten Hans Ehard und Alfons Goppel. Strauß macht das Landesvorstandsmitglied der CSU 1967 zum Generalsekretär. Ab 1970 baut der zurückhaltend wirkende, aber ehrgeizige Streibl als erster Umweltminister Bayerns dieses neugegründete Ressort auf. 1977 wird der erste oberste Umweltschützer aller Länder als Finanzminister der mächtigste Mann im Strauß-Kabinett. Elf Jahre bleibt Streibl auf diesem Posten.
Der geschickte Organisator sitzt natürlich auch in etlichen Aufsichtsräten. So heißt der Aufsichtsratsvorsitzende der Münchner Rüstungs- und Luftfahrtsschmiede Messerschmitt –Bölkow-Blohm (MBB) Max Streibl. Auch wenn der starke Mann dort das einfache Aufsichtsratsmitglied Strauß war. Ebenfalls an der Spitze des Aufsichtsrats steht Streibl beim Bayernwerk, der OBAG (Energieversorgung Ostbayern) und der Flughafen GmbH München. Außerdem sitzt der Fernsehrat des ZDF auch im Aufsichtsrat der Rhein-Main-Donau AG. Und freilich hält er auch die Fäden in der Bayerischen Landesbank in der Hand.
Zwar wird dem bisher nicht übertrieben Leutseligen nachgesagt, daß er Repräsentationspflichten haßt. Daß der hochgewachsene Grauhaarige diesen Aufgaben dennoch gewachsen ist, zeigte er bei den Trauerfeierlichkeiten. Souverän überragte er seine Parteikollegen. Zwar wirkt Streibl im Gegensatz zu Strauß farblos. Dafür verkörpert er ein andere Element der „bayerischen Staatspartei“: Beständigkeit und Kontinuität.
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