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Schade ist's, daß auch ihr...-betr.: Bild auf Seite 4, taz vom 10.10.88

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taz vom 10.10.88

Es macht ja doch viel Spaß, wenn man sieht, daß ein Tip, den man seiner Zeitung gegeben hat, nicht nur angenommen, sondern auch so schön verwertet wird, wie ihr das in der Ausgabe vom Montag getan habt. Freilich fiel in meinen Freudenbecher ein kleiner Wermutstropfen, als ich unter der Wiedergabe des Posters lesen mußte “...und morgens gedenken die Bundestagsabgeordneten der Union dem Großen Vorsitzenden gleich noch mal“. Na schön, „gedenken“ wird zwar immer noch mit dem Genitiv konstruiert, aber natürlich ist es nicht einzusehen, warum angesichts dessen, was sich heute zwischen Nominativ und Accusativ alles so abspielt, ausgerechnet ihr von der allgemeinen Sprachverluderungspest nicht angesteckt sein solltet. Aber schade ist's ja doch, daß auch ihr... Wollt ihr euch nicht vielleicht doch ein bißchen Mühe geben?

Dank und Lob erhoffe ich mir nicht. Das heißt, also: Laßt euch ja nicht von den Betroffenheitsaposteln, von den „Alles -verstehen-heißt-alles-verzeihen-Adepten“, von Softies beiderlei Geschlechts und von allen sich sonst „irgendwie“ echt einbringenden Heulsusen den Wiglaf Droste vermiesen. Und nicht die treffliche Frau Zucker! Und auch nicht Arno Wiedmann und Matthias Bröckers! Und alle die, die das uns umgebende und beherrschende Geschmeiß „Geschmeiß“ nennen und das mit so klaren und deutlichen Worten, wie sie die oben Genannten benutzen, wenn sie der Saubande ihre ganze Verachtung zeigen. Ach, wenn ich die taz aufschlage und sehe unter einem Beitrag einen der vier Namen, dann, Freund, ist mein Tag gerettet. Seid also freundlich mit den Kollegen, damit das auch so bleibt. Wenn nicht, dann schreibe ich euch jeden Tag einen gräßlichen Leserbrief über das Thema „Grammatik und Stil in der taz“. Und das werdet ihr doch nicht wollen, oder?

Heinz Schreiter, Berlin 12

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