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Lebensbedrohliche Lage für kurdische Flüchtlinge in der Türkei

■ Gesellschaft für bedrohte Völker appelliert an den türkischen Staatspräsidenten Evren, endlich internationalen Hilfsorganisationen den Zugang zu den kurdischen Flüchtlingslagern zu gestatten

Berlin (taz) - Nach Informationen der Göttinger „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV) hat sich die Situation der rund 100.000 kurdischen Flüchtlinge aus dem Irak in den türkischen Flüchtlingslagern dramatisch verschlechtert. Die Lager sind mittlerweile hermetisch abgeriegelt, Kontakte zwischen den Flüchtlingen und den ortsansässigen Kurden unterbunden worden. In dem 2.000 Meter hoch gelegenen Lager Uzunsirt/Yueksekova in Hakkari gibt es nach Angaben des Lagerarztes bei nächtlichen Minustemperaturen von 15 Grad noch immer kein Brennmaterial. Die sanitären und gesundheitlichen Verhältnisse in Uzunsirt seien katastrophal. Nahezu alle Kinder litten an lebensbedrohlichen Magen- und Darmerkrankungen und extremer Unterkühlung. Die Kindersterblichkeit sei von 20 Kindern am Tag Mitte September auf nahezu 40 pro Tag gestiegen. Der zuständige Arzt, Dr.Rustam Zeydan, appellierte am Wochenende dringend an die GfbV, „sofort die internationalen Gremien zu alarmieren, ehe das Lager zu einer Todesfalle wird“. Der für das Lager Diyarbekir zuständige Arzt, Dr.Sinan Seyfioglu, schloß sich dem Appell seines Kollegen an.

Die GfbV appelliert angesichts dieser Lage und angesichts der am vergangenen Freitag erfolgten Schließung der iranischen Grenze erneut an den Bundespräsidenten von Weizsäcker und die Bundesregierung, jeden nur möglichen Druck auf die türkische Regierung auszuüben, nun endlich internationale und deutsche Hilfsorganisationen und das Sanitätskorps der Bundeswehr zu Nothilfemaßnahmen in den Flüchtlingslagern zuzulassen. Ihre Umsiedlung in wärmere Gegenden der Türkei sei vor Wintereinbruch unter Leitung der internationalen Nothilfe- und Katastrophenagenturen und privater Hilfswerke innerhalb weniger Tage dringend geboten.

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