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Mitleidsgeschichte-betr.: "Zimmer ohne Aussicht", taz vom 15.10.88

betr.: „Zimmer ohne Aussicht“, taz vom 15.10.88

Im Chefsessel sitzt SIE, die dynamische Personalchefin der Verleihfirma Soundso (keine Werbung). Die MitarbeiterInnen sind Arschlöcher, man hört's gut raus, machen dauernd krank usw., leben tut sich's trotzdem gut von ihnen. So fressen sich zwei Seiten satt: Der Kunde, der sogenannte „König“, in diesem Fall die Entleihfirma und die Verleihfirma, mit ihren feinen Büros, Computerspielchen inbegriffen. Verdienen tut man gut, nämlich zwölf Mark brutto (was ist das nach den Abzügen?) für 40 Stunden Dreck und Chemie inhalieren, für Zentnerlasten heben, für Arbeit, wo die Finger aufreißen und quetschen und abends die Hände wie taub und die Augen rot sind.

Warum ich das schreibe? Ich will auch meine Mitleidsgeschichte in der taz lesen, schließlich bin ich schon vier Wochen dabei und darf mir dann wohl ein Urteil erlauben, denn die Moral von der Geschichte lautet: Für das Geld würde der Kappo „seine Frau nicht arbeiten lassen!“ (Kappa ihren Mann hoffentlich auch nicht! d.sin)

Ein mitleidsgerührter reaktionärer Primitivo

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