Bayerns „Eiserne Lady“

■ Mathilde Berghofer-Weichner, neue stellvertretende Ministerpräsidentin Bayerns, wurde durch die „Memminger Hexenprozesse“ bekannt

P O R T R A I T

Sie sammelt Volkskunst und pflegt in ihrem Gewächshaus vor allem Orchideen. Die Rede ist von Bayerns „Eiserner Lady“ Mathilde Berghofer-Weichner. Die 57jährige katholische Witwe war 1966 Münchens erste Staatsanwältin. Seit zwei Jahren ist die promovierte Juristin die erste Frau, die im Freistaat Ministerin wurde. Um die CSU-Frauen in der Frauen-Union zu beruhigen, ernannte Strauß die gebürtige Münchnerin zur Justizministerin. Die Aufsteigerin im bayerischen Kabinett, seit gestern ist sie stellvertretende Ministerpräsidentin, machte sich durch die „Memminger Hexenprozesse“ bundesweit bekannt. Ihr Sprecher im Justizministerium wehrte sich gegen den Vorwurf des Übereifers bei den Ermittlungen gegen 381 Memminger Frauen mit der Bemerkung: „Wenn zum Beispiel in Dortmund ein Massengrab entdeckt wird, dann muß die dortige Staatsanwaltschaft auch wegen Massenmord ermitteln.“ Und die Ministerin wusch ihre Hände in Unschuld. Eine Anweisung aus ihrem Haus an die Justizbehörden bestritt die ehemalige Landgerichtsrätin. Fest steht jedoch, während es in Bayern 1986 nur 17 Fälle gab, in denen wegen Verstoß gegen §218 ermittelt wurde, waren es ein Jahr später bereits über zehnmal so viele, nämlich 192.

Bereits 1963 schaffte es die Gautinger Gemeinderätin in das oberste Parteigremium, den CSU-Landesvorstand, aufzurücken. Als „Alibifrau“ läßt sich die Matrone nicht gern bezeichnen. In Starnberg sitzt sie auch im Kreisrat. Trotz aller Biederkeit, die sie in ihrem Chanel-Kostüm ausstrahlt, liegen der Gerichtsassessorin die harten Töne. Besonders im vergangenen Landtagswahlkampf legte die Landtagsabgeordnete harte Bandagen an. So warnte die damalige Staatssekretärin im Kultusministerium davor, Bayern dürfe kein „Türkenstaat“ werden, und verlangte, die Namen von Leuten, die aus der Kirche austreten, öffentlich bekannt zu geben.

Die Grünen nannte sie, ganz in der Tonlage von Strauß, „nützliche Idioten im Sinne Lenins“. Eine Podiumsdiskussion mit den anderen Parteikandidaten lehnte sie mit der Begründung „da kommt nichts Vernünftiges heraus“ ab. Natürlich ist die stellvertretende CSU-Landesvorsitzende auch in gemeinnützigen Organisationen wie etwa dem Bayerischen Jugendrotkreuz oder dem VdK Bayern aktiv. Von all dem Streß erholt sich die Oberbayerin regelmäßig auf der langweiligsten aller Nordsee-Inseln: Helgoland.

lui