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Leichen und Psalme

■ 2.000 Motorradfahrer gedachten beim Gottesdienst ihrer diesjährigen Toten / „Ändert Euren Fahrstil“

Mit einem Gottesdienst in der Gedächtniskirche hat die „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Motorradfahrer“ der Toten in ihren eigenen Reihen gedacht. Pfarrer Gerd Wegener richtete an seine überwiegend jungen Zuhörer in Ledermontur den dringenden Appell, ihren Fahrstil zu ändern.

Teile des Kurfürstendamms und der Tauentzienstraße mußten für den Verkehr vollständig gesperrt werden, um Parkraum für die Motorräder zu schaffen. Die Gemeinde beklagte den Tod von acht Männern im Alter von 20 bis 36 Jahren bei Motorradunfällen im vergangenen Jahr. Für jeden wurde eine Kerze angezündet. Zahlreiche Motorradfahrer in und vor der Kirche hatten auf ihren Ärmeln Aufnäher, auf denen neben einem Kreuz die Worten standen: „Motorradfahrer töten nicht

-sie werden getötet.“ Pfarrer Wegner sagte, das Fahren mit den PS-starken Maschinen dürfe niemals zu Übermut führen. Jeder solle die „teuflische Stimme“ in sich bekämpfen, die zu riskanten Manövern verführe. Angesichts so mancher Situationen im Straßenverkehr müsse man froh sein, daß es nicht noch mehr Tote gegeben habe. In einem „Psalm des Motorradfahrers“, der verlesen wurde, steht: „Doch Herr, wenn ich in den Morgen fahre, so weiß ich nicht, ob ich den Abend noch sehen werde.“

Rund 2.000 Moppedfahrer waren zu der üblichen Gedenkfahrt quer durch die Stadt in den Morgen gefahren. Trotz der dabei stets aufkommenden Macht- und Selbstwertüberschätzung sahen alle Beteiligten den Abend.

taz/ap

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