Schutzmächte schützen sich mächtig

■ Winterflugplan noch immer ohne alliierte Genehmigung / Attachees kämpfen verbissen um ihre ökonomischen Interessen / Passagiere haben das Nachsehen

Pünktlich zum anstehenden Inkrafttreten des Winterflugplans Anfang nächster Woche beginnt im Berlin-Flugverkehr wieder das große Trudeln. Den von den Fluggesellschaften eingereichten Flugplänen fehlt immer noch die Genehmigung der alliierten Luftfahrtattachees. Wie von ihnen zu erfahren war, wird vor Freitag keine Entscheidung erwartet.

Schon zum dritten Mal in diesem Jahr müssen Berliner Flugpassagiere also befürchten, auf andere Maschinen umgebucht zu werden, weil für den ursprünglich gebuchten Flug die alliierte Erlaubnis fehlt. Auf ihrem Rücken lassen die West-Alliierten ihre Luftfahrtattachees in Bonn erneut einen Streit um ökonomische Interessen austragen. Jüngster Störenfried im angeblich „liberalisierten“ Berliner Proporzflugverkehr: der französisch-deutsche Neuzugang „Euroberlin France“. Die bereits etablierten Fluggesellschaften geben sich gelassen. „Wir setzen voraus, daß das noch klappen wird“, heißt es bei British Airways (BA), PanAm-Sprecher Jodehl findet es „unwahrscheinlich“, daß der Flugplan seiner Gesellschaft Anfang nächster Woche immer noch der Genehmigung harrt. Air France, PanAm, BA und TWA nehmen längst Buchungen entgegen. Auch Euroberlin will ihr Reservierungssystem in Betrieb nehmen. Es sei offenbar „nicht unüblich“, trotz fehlender Genehmigung Flugplätze zu verkaufen, wundert sich die Firma. Am 7.November will die gemeinsame Tochter von Air France und Lufthansa ihre gecharterten Boeing 737-300 erstmals starten.

Niemals stritten sich staatliche (alliierte) Stellen so heftig um den Berlin-Flugverkehr wie seit seiner „Liberalisierung“ 1988. Der Sommerflugplan wurde BA erst 24 Stunden vor seinem Inkrafttreten am 27.März bewilligt - nach massivem Druck der Gesellschaft. Anfang Juni mußte PanAm Flüge nach Köln und Düsseldorf absagen. Der Flugplan war PanAm nur für die Strecken bewilligt worden, auf denen sie ohnehin ein „Gewohnheitsrecht“ anmelden konnte. Derartige „Rechte“ kann Euroberlin als Neuling nicht in die Waagschale werfen. Die Streckenrechte für wöchentlich 210 Flüge zwischen Berlin und Westdeutschland hatten die Attachees der Euroberlin bereits Ende Juni gewährt. Doch die Amerikaner sind vermutlich darauf aus, die US-Gesellschaften TWA und PanAm vor allzu starker Konkurrenz zu bewahren. Die ökonomisch potenten „American Airlines“ fallen, wie berichtet, als US-Interessenwahrer im Berlin-Flugverkehr aus, da sie von ihren Streckenrechten vorläufig keinen Gebrauch machen.

hmt