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Profitable Aktivitäten

■ Altbauwohnungen in der Koloniestraße 5-9 sollen Aussiedlerhotel weichen / Entmietungen durch Klingbeil-Unternehmensgruppe haben begonnen

Unbeeindruckt von dem Beschluß der Bezirksverordnetenversammlung Wedding vom 27.September, der einen Abriß der Grundstücke Koloniestraße 5-9 ohne Bebauungsplanverfahren untersagt, verfolgt die „Klingbeil -Unternehmensgruppe“ ihre Pläne, anstelle der Altbauwohnungen ein Aussiedlerhotel zu errichten, weiter. Denn trotz fehlender Abrißgenehmigung entmietet die Unternehmensgruppe derzeit die Häuser schrittweise. Einige MieterInnen des Grundstückes Koloniestraße 8 erhielten im August die Aufforderung, ihre Wohnungen bis Ende des Jahres zu räumen. Anderen wurden Räumungsvereinbarungen zugestellt, in denen ihnen Ersatzwohnungen in der Voltastraße 35 angeboten wurden.

Nach Aussagen von Ilse Wolter, Mitarbeiterin des „Büros für stadtteilnahe Sozialplanung (B.f.s.S.)“, ist Klingbeil jedoch nicht berechtigt, die Wohnungen in der Voltastraße 35 als Umsetzwohnungen anzubieten. Das ebenfalls Klingbeil gehörende Haus sei unter dem Vorbehalt öffentlich gefördert worden, daß es vorrangig mit von Sanierung betroffenen Mietern belegt würde. In einem Sanierungsgebiet liegen die Häuser der Koloniestraße allerdings nicht.

Empörung und Unverständnis herrscht bei den MieterInnen darüber, daß sie aus ihren billigen Altbauwohnungen zugunsten eines Aussiedlerhotels weichen sollen. Sie fragen sich, warum nicht das Fabrikgebäude der Koloniestraße 6, das bereits vor sechs Jahren für polnische Aussiedler umgebaut wurde, dafür genutzt wurde. Dieses Gebäude steht seit mehr als fünf Jahren leer. Nicht zuletzt deswegen sind sich die MieterInnen sicher, daß es Klingbeil weniger um die Schaffung von Wohnraum für Aussiedler geht, als vielmehr um seine Profitinteressen.

Dem Weddinger Baustadtrat Lüdtke ist über die jüngsten Aktivitäten Klingbeils nichts bekannt. Dem Bezirksamt liege zwar ein Abrißantrag für die Häuser vor, über den sei aber noch nicht entschieden.

In der Zwischenzeit leben die Mieter weiter in Unsicherheit. Einige haben dem Druck der Hausverwaltungen bereits nachgegeben und die Räumungsvereinbarungen unterschrieben.

Eberhard Seidel-Pielen

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