: Breites Bündnis für den Widerstand
Herbstkonferenz der Anti-AKW-Bewegung beschließt, Atomtransporte nach Gorleben zu behindern / Unter 300 TeilnehmerInnen erstmals ein Gewerkschaftsfunktionär / „Lokale Brennpunkte“ sollen entwickelt werden ■ Aus Nürnberg Katrin Pfister
„Die Anti-AKW-Bewegung muß politikfähig werden“ resümierte Wolfgang Ehmke von der BI Lüchow-Dannenberg am Ende des bundesweiten Herbsttreffens der AtomkraftgegnerInnen. Knapp 300 VertreterInnen der alten und der neuen Anti-AKW-Bewegung diskutierten am Wochenende in Nürnberg über die Perspektiven und Strategien des Widerstandes. Unter dem Motto „Verhindern wir die Atommülltransporte“ wurden Möglichkeiten, aber auch mögliche Grenzen der Zusammenarbeit mit neuen Bündnispartnern im außerparlamentarischen Spektrum ausgelotet. Zum ersten Mal nahm in der Geschichte der Anti -AKW-Bewegung auch ein Gewerkschaftsfunktionär an einem bundesweiten Treffen teil. Reiner Greichen, Mitglied im Hauptvorstand der Eisenbahnergewerkschaft (GdED) hatte keinen leichten Stand, die Position seiner Organisation zu vertreten, die auf ihrem Gewerkschaftstag vor zwei Wochen vor allem den „Schutz der Beschäftigten im Transportgewerbe“ gefordert hatte. „Wir sind kein Kommandounternehmen“, stellte er klar und warnte vor einer „Überforderung“ der Gewerkschaften. Nicht ausschließen will Greichen eine „örtliche Kooperation“ mit der Anti-AKW-Bewegung. Den Intentionen der Standortinitiativen dürfte er damit entgegenkommen, sie wollen einer Fixierung auf wenige zentrale Punkte eine Absage erteilen. Vielmehr gelte es jetzt, so die TeilnehmerInnen, viele lokale Brennpunkte zu entwickeln, die sich an der Transportproblematik orientieren.
Die erste Bewährungsprobe für das frischgebackene breite Bündnis stellt sich möglicherweise schon im November. Dann sollen die ersten Castor-Brennelemente-Transporte von Stade nach Gorleben über die Schienen rollen. Zu deren Behinderung hat jetzt die Herbsttagung aufgerufen. Darüber hinaus wurde beschlossen, auf den verschiedensten Ebenen gegen die neue Reaktorlinie der AKW-Betreiber vorzugehen. Gegen die Hochtemperaturreaktor-Module ist eine Demonstration genauso im Gespräch, wie ein juristisches Vorgehen, steht doch Anfang '89 deren standortsunabhängiges Genehmigungsverfahren an. Auch die Anliegen der Mütter gegen Atomkraft fanden gebührenden Eingang in die Konferenz. Die Gefahren radioaktiver Niedrigstrahlung wurden ebenso thematisiert, wie der Aufbau eines unabhängigen bundesweiten Meßnetzes für radioaktive Strahlung beschlossen wurde. Daß solche unabhängige Meßstationen notwendig sind, ist in Folge der Desinformationspolitik der Bundesregierung nach Tschernobyl für die AKW-GegnerInnen unbestritten. Zur nächsten Konferenz im April hat sich die Anti-AKW-Bewegung als Themen staatliche Repression und die Kriminalisierung von Atomkraft -GegnerInnen verordnet.
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