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Auf Erfolgskursus, 4.Folge

Für taz-LeserInnen öffnet sich die Tür zum Einblick in die Welt von Glamour und Mode. Nicht was Sie denken! Die neue Mannequin-, Dressman- und Fotomodell-Schule „Synthese“ in der Neuköllner Leinestraße weckt mit alternativen Elementen die Euphorie zum Erfolg. Connie Kolb lernt eifrig mit.

Im Kreis hockend bereiten wir uns durch seelische Abhärtung auf all die quälenden Bösartigkeiten, Negativ-Kritiken und Ablehnungen vor, mit denen ein Model im Berufsleben häufig empfangen wird. Jeder muß einmal in die Mitte und erklären, warum gerade ER/SIE das Supermodel ist. Aufgabe der Runde hingegen ist, frei heraus zu kontern, warum dies NICHT der Fall ist. Doch das Resultat endet selbstbewußtlos: Keiner läßt sein inneres Schwein frei, niemand will verletzen. So illusioniere ich schon halbwegs, die Nr.1 zu sein, denn meine offerierte Kritik-Fläche greift niemand an. Die Traumblase zerplatzt jedoch nur eine Stunde später: Stefan, der mit uns in den nächsten Wochen den Laufsteg erklimmen wird, zeigt uns anhand praktischer Beispiele, wie nicht geschlurft und gestolpert werden sollte.

Beim einzelnen Probelaufen stellt sich schnell heraus: Es gibt noch viel mehr (falsche) Varianten. Mit einer Individual-Übung schleiche ich nach Hause. Das Becken muß nach vorne, damit der „Entenpopo“ verschwindet. Die Schultern gerade, den Kopf aufrecht halten und die Füße über Kreuz auftreten. In dieser Woche werden sich noch viele Menschen, die an meiner Parterrewohnung vorbeiziehen, fragen, wer sich da warum so rastlos durch die Wohnung schleppt.

Ex-Dressman Stefan zieht aber noch mehr News aus der Tasche: Sehr interessante, sonst wenig beachtete Utensilien, die auf keiner Modenschau fehlen dürfen sind Ersatzstrumpfhosen (auch für die Kolleginnen), Schuhanzieher, Make-Up, Schminktuch (wird über den Kopf gezogen, damit weder Make-Up, Frisur oder Kleidung verschmiert werden), Heftpflaster für die Ferse (falls die Schuhe zu groß sind), Kreppband für die Sohlen (verhindert einen unfreiwilligen Spagat bzw. Flug auf glatter Fläche) und Klebeband für den Busen (richtig angebracht, rückt jedes Dekollete hoch und zusammen). Gegen Ende der Woche geht Stefan immer noch nicht der Stoff aus: Er erinnert uns vielmehr an den mehrmaligen Gebrauch der Arme während des Laufens (vor, hinter, neben dem Körper) und die gleichzeitig verbundene Betonung spezieller Körperpartien (Taille, falls vorhanden und Hüfte). Auch die arglistigen Spielchen von Krankengymnastin Petra gehen nicht sorglos an mir vorüber. Hilflos auf dem Boden liegend, und alle, selbst mir bisher unbekannte, Muskeln anspannend und Glieder verrenkend, treibt sie uns passioniert den Muskelkater in die Knochen. Während ihr Hauptaugenmerk einer entlasteten Wirbelsäule gilt, sorge ich mich nebenbei noch um die Entkrampfung meiner Oberschenkel...

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