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Theaterdonner

■ Neuenfels-Ultimatum sang- und klanglos abgelaufen / Unterausschuß Theater berät heute über Finanzsituation / Verwaltungsdirektor der Volksbühne hat gekündigt

In einer Pressekonferenz am 12.Oktober drohte Hans Neuenfels seinen Rücktritt als Intendant an für den Fall, daß sein Theater, die Freie Volksbühne, vom Senat keinen Zuschuß in Höhe von 1,5 Millionen Mark erhält. Diese Summe sei notwendig, um das Theater zu retten. Allerdings wurde er mit falschen Zahlen losgeschickt. Nicht anderthalb Millionen retten das Theater vor dem Bankrott, sondern 2,3 Millionen. Mit Abschluß des Wirtschaftsjahres 1987 hatte sich Hans Neuenfels dem Finanzsenator gegenüber schriftlich verpflichtet, mit einem Etat von 11,7 Millionen auszukommen. Jetzt braucht er mehr. Zu Karnevalsbeginn, am 11.November, ist sein Ultimatum abgelaufen.

Über den Nachschub ist noch nicht entschieden worden, und Neuenfels - zur Zeit verreist - schweigt sich aus. Allerdings wird sich heute der Hauptausschuß und der „Unterausschuß Theater“ des Senats mit der Finanzsituation an der Freien Volksbühne beschäftigen. Ernstzunehmende Kontroversen um die von Neuenfels geforderte finanzielle Zusatzspritze hat es indes nicht gegeben. Und trotz erhitzter Debatten im Kulturausschuß ist damit zu rechnen, daß der Rubel für die Volksbühne rollen wird.

Fragen an den Senat, wie etwa die des SPD-Abgeordneten Dietmar Staffelt im letzten Kulturausschuß nach den unmäßig gestiegenen Personalkosten im Intendanzbereich der Volksbühne und 800.000 Mark aus dem Theateretat für Neuenfels ehrgeiziges Filmprojekt Europa und der zweite Apfel, werden bisher nicht beantwortet. Statt dessen schickt der Senat zuverlässigen Informationen zufolge heute eine Prüfungskommission ins Theater, die mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Geldausgabe im künstlerischen Bereich aufdecken soll. Und dies geschieht ebenso leise wie die Suche nach einem Nachfolger für das Amt des Verwaltungsdirektors der Freien Volksbühne, denn der von Neuenfels ungeliebte Dr. Obermait geht. Eine mögliche Nachfolgerin, die sich beworben hatte, zog es inzwischen vor, ihre Bewerbung zurückzuziehen.

Im Theater gärt es also derweil weiter vor sich hin. Es kann dauern, bis dem Konsul Neuenfels, so wie es der Senat jetzt will, ein Pro-Konsul zur Seite gestellt wird, der aufpaßt, was und wozu Neuenfels Geld ausgibt. Denn den Zeitraum, in dem das Amt des Verwaltungsdirektors kommissarisch verwaltet werden muß, kann Hans Neuenfels mit der Rückendeckung des um sein Ansehen besorgten Kultursenators wesentlich mitbestimmen.

Wolfgang Haack

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